Expedition Nordamerika

Hinter die Kulissen geblickt

Riesige Distanzen

Als Naturfilmer ist man ständig auf Achse.  Allein bei der Expedition in den hohen Norden legten Heinz Sielmann und sein Team rund 150.000 Kilometer zurück. Die Reiseroute verlief von den Everglades in Florida über die Kanadischen Rocky Mountains zu den Sumpfwäldern am Großen Sklavensee. 

Danach ging es über die Tundra zur Insel Southampton und weiter bis in die Beringsee zu den Pribilof-Inseln. 

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Berge und Seen

Tückisches Labyrinth

Die üppigen Mangroven in Florida gelten als tückisches Labyrinth. Zum Glück kannte der ortskundige Bootsführer Fred Truslow das Gebiet wie seine Westentasche. 

Mit guter Orientierung und Ortskenntnis lotste er die Herren mit Kamera durch das verzweigte Flusssystem und stand ihnen stets mit Rat und Tat zur Seite. 

Stiller Genuss

Um die Geheimnisse der Natur zu lüften, muss man still sein. Kein Problem für Heinz Sielmann. Selbst als er tagelang mit dem bekannten Naturfotografen Fred Truslow in den Everglades auf der Lauer lag, gab es kaum einen Wortwechsel. 

Beim gespannten Warten und Filmen genügte den Männern vom Fach ein Augenzwinkern oder ein Handzeichen zur Verständigung. 

Fast versumpft, fast erwischt

Wer es mit hungrigen Tieren zu tun hat, muss schnell sein. Das merkte auch Heinz Sielmann, als sich beim Filmen einer Klapperschlange plötzlich ein Alligator auf ihn zubewegte. 

Beim sofortigen Fluchtversuch versank der Tierfilmer immer wieder im Morast der Sumpflandschaft. Keuchend erreichte er im letzten Moment die Insel, während der Alligator die Klapperschlange verspeiste. 

Alligator und Klapperschlange – Auge in Auge

Filmmanöver aus der Luft

Die Filmaufnahmen der seltenen Schreikraniche erfordern höchste Flugkünste und Kamerafeingefühl. Da die seltenen Vögel in der Sumpfwildnis des großen Sklavensees brüten, konnten sie nur aus der Luft gefilmt werden. 

In einem gelungenen Flugmanöver näherte sich der Expeditionsflieger dem Nest bis auf 50 Meter und Heinz Sielmann gelangen einzigartige Luftschnappschüsse.

Einsamkeit bringt Zeit

Je verlassener ein Ort, desto geeigneter ist er für Naturfilme. Ohne Zögern bezogen Heinz Sielmann und sein Assistent eine einsame Hütte in den Rocky Mountains. Auf 2.000 Höhenmetern entstanden selbst abends keine langweiligen Momente, sondern detaillierte Aufzeichnungen.

Endlich hatten die Tierfilmer Zeit, Drehorte, Belichtungsdaten und Tierverhalten für den Schnitt zu dokumentieren. 

Ein Ohrengraus

Lauter Gesang schützt vor Bären. Um nicht von überraschten Bärenmüttern angegriffen zu werden, machten Heinz Sielmann und sein Wildführer auf dem Weg zum McNeil River deshalb ordentlich Radau. 

Die schief gesungenen Melodien kündigten die Zweibeiner rechtzeitig an und gaben den im Gebüsch ruhenden Braunpelzen genug Zeit, vor den trällernden Schreihälsen zu fliehen. 

Einzigartiger Moment

Bei Expeditionen in die Natur ereignen sich viele unvorhersehbare Dinge. Zu Heinz Sielmanns Überraschung traf er bei den Filmarbeiten zu den Bären am McNeil River auf einen Wolf, der sich ebenfalls in den reißenden Strom stürzte. 

Der Tierfilmer reagierte sofort und hielt den grauen Jäger beim Lachsfang auf Film fest. Noch nie zuvor hatte jemand solche Aufnahmen von einem Wolf gemacht. 

Raus aus den Federn

Der Sonnenaufgang ist ein magischer Moment für Filmaufnahmen. 

Um stimmungsvolle und scharfe Bilder zu erhalten, wartete auch Heinz Sielmann bei der Balz der Wermuthühner auf die goldene Stunde. Dafür besetzte er täglich um Mitternacht den Ansitz und verweilte bis zur Ankunft der Vögel. 

Nach einer Woche Frühaufstehen gelang es ihm endlich, die balzenden Tiere in der Morgensonne abzulichten. 

Wermuthuhn

Flieger auf Kufen

Flugzeuglandungen auf Eisflächen sind eine heikle Angelegenheit. Das bekam Heinz Sielmann in Nordamerika bei zahlreichen Rutschpartien mit dem Expeditionsflieger zu spüren. Zum Glück begleitete Flugprofi Charly Fix den Tierfilmer und seine Crew. 

Der erfahrene Pilot stattete das Flugzeug mit Schneekufen aus und brachte seine Passagiere stets wieder sicher zu Boden. 

Schweißgebadet in der Arktis

Auch in der Arktis kann man mal ins Schwitzen kommen.

Vor allem, wenn man schweres Gepäck über Schneewehen oder glitschiges Eis schleppen muss. Bei so manchen Wanderungen schulterten Heinz Sielmann und seine Expeditionsteilnehmer sogar bis zu 30 Kilogramm pro Rücken. 

Neben der Kameratechnik fielen Verpflegung, Regenschutz, Verbandskasten und Fernglas ordentlich ins Gewicht. 

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Heinz Sielmann mit Expeditions-Gepäck, Alaska um 1967

Hilfreicher Austausch

Austausch ist bereichernd. Daher nutzte Heinz Sielmann auf seinen Expeditionen jede Gelegenheit, sich mit den Menschen vor Ort zu unterhalten. Diese Offenheit bescherte dem Naturfilmer in Nordamerika sogar treue Expeditionsgefährten. 

Auf einem Fest in der Inuit-Siedlung Coral Harbour konnte er die zwei besten Hundeschlittenführer für seine Entdeckungsreise in die Tundra gewinnen. 

Frostige Übernachtung

Zelten in der Arktis ist kein Problem für abgehärtete Expeditionsteilnehmer. 

An die rauen Bedingungen gewöhnt, verkrochen sich die Männer jede Nacht ohne Murren in ihre temporären Schlafstätten, schlüpften in Entendaunen-Schlafsäcke und schützten sich mit Karibufellen vor dem eiskalten Dauerfrostboden. Nur gegen lautes Schnarchen hatten sie kein wirksames Mittel. 

Kein Kuschelbär

Zu einer Eisbärmutter mit Jungen hält man besser Abstand. Doch Heinz Sielmann packte das Drehfieber stärker als der Verstand. Für Nahaufnahmen wagte er sich bis auf 50 Meter an die besorgte Bärenmutter heran, die plötzlich aufgebracht zum Angriff überging. 

Nur durch drohendes Gestikulieren seiner Begleiter blieb der waghalsige Tierfilmer vom wütenden Weißpelz verschont. 

Eingeschlossen im Eis

Treibeis gilt als tückische Gefahr für Schiffsreisende.

Auch die Filmcrew musste dieser Bedrohung bei ihrem Rückweg aus der Tundra ins Auge sehen. Als plötzlich dicke Eisschollen die Expeditionsboote umschlossen, ging es stundenlang weder vor noch zurück. 

Erst mit der aufkommenden Flut lösten sich die Schollen und eröffneten dem Filmteam neue Wege zum Hindurchschlängeln. 

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Boote im Eis

Langwierige Suche

Um seltene Tiere aufzuspüren, muss man manchmal langen Atem beweisen. Zu den schwer auffindbaren Motiven der Expedition im hohen Norden gehörte auch die bezaubernde Schneeeule. Zwei Wochen lang suchte das Filmteam in der arktischen Wildnis nach einem Brutplatz des großen Vogels. 

Erleichtert fand es schließlich ein Gelege auf einer schneefreien Stelle. 

Stürmische Zeiten

Auf harte Zeiten folgt oft eine Belohnung. So bot sich der Expeditionscrew nach zwei stürmischen Tagen auf hoher See endlich ein spektakulärer Ausblick. An der felsigen Küste im Norden der Hudson Bay warteten tausende Walrosse auf ihren großen Filmauftritt.

Begeistert wagte sich Heinz Sielmann bis auf zehn Schritte an die beeindruckenden Kolosse heran und fing wunderbare Bilder mit der Kamera ein. 

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Walross-Kolonie, Hudson Bay, um 1967

Hoch hinaus

Von oben hat man den besten Überblick. Deshalb wagte sich Heinz Sielmann auf den Pribilof-Inseln hoch hinaus. Um einen perfekten Blick auf das Brutverhalten der Seevögel zu erhaschen, platzierte er seine Kamera wagemutig dicht am Abgrund der steilen Felsen. 

Ein gewagtes, aber lohnenswertes Plätzchen, an dem der risikofreudige Tierfilmer viele interessante Aufnahmen einfangen konnte. 

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