Fledermäuse

Ungestört und vogelfrei

von Caroline Hübenbecker

Faszinierende Vielfalt

Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr, Mopsfledermaus oder Kleine Hufeisennase... Es gibt rund 25 Fledermausarten in Deutschland mit teils kuriosen Namen, die oft deren charakteristisches Aussehen beschreiben. Einige dieser Fledermausarten gelten bereits als vom Aussterben bedroht.

In Sielmanns Naturlandschaften und auch in Projekten, die von der Stiftung unterstützt werden, haben wir die Möglichkeit, die nachtaktiven Tiere zu beobachten und Erkenntnisse über deren Bestandsentwicklungen zu gewinnen. Zwölf Arten konnten wir in Brandenburg bisher beobachten.

Vielfältige Lebensräume bei Tag und bei Nacht

So findet beispielsweise die Wasserfledermaus in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide die perfekten Rastplätze für jede Jahreszeit: Im Sommer zieht es Wasserfledermäuse vornehmlich in Baumhöhlen, während sie den Winter lieber in großen Gruppen in steinernen Höhlen verschlafen.

Wasserfledermäuse fangen Insekten, die knapp über der Wasseroberfläche schwirren oder keschern ins Wasser gefallene Insekten von der Oberfläche. Dabei legen sie über mehrere Kilometer immer die gleichen Routen zwischen Schlafplatz und Jagdrevier zurück.

Auch andere Fledermausarten ziehen sich im Winter in Höhlen und Spalten zurück. Auf ehemaligen Truppenübungsplätzen wie in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide bieten ihnen alte Bunker und Stollen perfekte Verstecke.

Im Jahr 2022 nutzten insgesamt 247 Fledermäuse aus sechs verschiedenen Arten die alten Bunker der Döberitzer Heide bei Berlin als Quartier. Am häufigsten wurden die Wasserfledermaus und die Fransenfledermaus gezählt.

Gourmet-Menü im Flug

Alle Fledermausarten ernähren sich von Insekten, vor allem von Mücken, Fliegen und Nachtfaltern. Ihre ausgeprägten Gebisse erlauben es ihnen sogar, Panzer größerer Insekten wie die von Maikäfern zu knacken. Dabei vertilgt eine Fledermaus rund ein Drittel des eigenen Körpergewichts pro Nacht.

Ein Ring voller Daten

Die meisten kleinen Fledermausarten werden relativ alt: Abendsegler werden bis zu 10 Jahre, Mausohren etwa 20 Jahre. Einzelne heimische Arten werden sogar bis zu 36 Jahre alt. Indem wir die Fledermäuse beringen, können wir Daten über ihr Alter erfassen und feststellen wie stabil die Population ist.

Beim Ablesen der Ringe sind viel Fingerspitzengefühl und ein scharfes Auge gefragt. Doch zum Monitoring gehört noch viel mehr. Bei unserem Förderprojekt in Ravensburg kommt dazu neueste Technik zum Einsatz.

Verborgenes sichtbar machen

Im Biotopverbund Ravensburg unterstützen wir die Regionalgruppe des NABU beim langjährigen Monitoring-Programm für Fledermäuse. Es wird untersucht, ob die lokalen Maßnahmen für mehr Biodiversität dem Rückgang der Insekten als Nahrungsgrundlage und den Folgen des Klimawandels entgegenwirken können.

Dazu zeichnen automatische Rekorder regelmäßig an zahlreichen Standorten parallel die Ultraschall-Rufe der Tiere digital auf und werten sie aus. So sollen in den kommenden Jahren Veränderungen in den bisher kaum bekannten Populationen verfolgt und Maßnahmen zu ihrem Schutz entwickelt werden können.

Indiz für Biodiversität

Abnehmende oder gar schwindende Fledermaus-Populationen in einem Gebiet können auf Umweltprobleme hinweisen, die nicht nur sie, sondern auch andere Arten und das ökologische Gleichgewicht beeinträchtigen. Insofern sind sie ein Indikator für Biodiversität.

Der Sommer 2023 bot gute Bedingungen für Fluginsekten. Der Tisch für Fledermäuse war gut gedeckt. Doch direkte Auswirkungen auf die Population lassen sich erst nach mehreren Jahren ablesen, da die fliegenden Säugetiere nicht nur mobil, sondern auch extrem robust und anpassungsfähig sind.  

Neben Fledermäusen beherbergen Sielmanns Naturlandschaften und Biotopverbünde noch viele weitere spannende Tiere, von winzig klein bis riesig groß.

Über den Autor

Caroline Hübenbecker
Caroline Hübenbecker ist bei der Heinz Sielmann Stiftung Referentin für Web- & Community-Management.

Alle Storys dieses Autors
/