50 Tümpel für den Laubfrosch
So ziehen junge Frösche in ihr zukünftiges Zuhause um
von Nora Künkler
50 Tümpel für den Laubfrosch
So ziehen junge Frösche in ihr zukünftiges Zuhause um
von Nora Künkler
Auf dem Sprung in die Freiheit
Erstmals wurden im Sommer 2025 junge Laubfrösche aus einer Aufzuchtstation in einem neuen Tümpel bei Kißlegg im Landkreis Ravensburg ausgewildert. Es ist ein bedeutender Meilenstein für das Projekt „50 Tümpel für den Laubfrosch“.
Die Maßnahme ist bisher einmalig im süddeutschen Raum und soll der stark geschrumpften Population zu neuem Aufschwung verhelfen. Der Laich für die Nachzucht wurde im Frühjahr aus bestehenden Laubfroschvorkommen entnommen.
Aufzucht mit Rekorderfolg
Mit der ersten Auswilderung beginnt der mehrjährige, gezielte Populationsaufbau im Landkreis Ravensburg. In der Natur überlebt nur ein kleiner Teil der Froscheier. In der Zuchtstation dagegen entwickeln sich 99 % der Eier zu jungen Fröschen.
Die Aufzucht erfolgte in einer speziell eingerichteten Station am Bodensee unter optimalen Bedingungen. So lässt sich die Überlebensrate der Jungtiere erheblich steigern.
50 Tümpel bis 2027
Ziel des Projekts ist es, dem Laubfrosch im Landkreis neue Lebensräume zu bieten. Bis 2027 sollen dafür 50 Tümpel neu entstehen oder renaturiert werden. Das Projekt wird hauptsächlich von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert.
Die Tümpel sind Teil der Sielmanns Biotopverbünde Bodenseeregion. Ziel ist es, Lebensräume zu vernetzen und Wanderkorridore für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Heute bestehen Sielmanns Biotopverbünde in der Bodenseeregion aus mehr als 200 Maßnahmen.
Klettern? Können sie!
Die Aufzucht von Laubfröschen ist herausfordernd: sie haben Haftscheiben an den Zehen und sind ausgezeichnete Kletterer.
Biologe Moritz Ott: „Selbst glatte Fensterscheiben stellen für Laubfrösche kein Hindernis dar. Daher mussten wir sie rechtzeitig aus den Wasserbecken absammeln und in ausbruchssichere Freilandterrarien umsetzen. Dort haben wir sie bis zur Aussetzung zwei Wochen lang mit kleinen Fliegen gefüttert.“
Gene gegen das Verschwinden
Beim Aussetzen der Laubfrösche steht nicht nur die Erhöhung der Individuenzahl im Fokus. Entscheidend ist die Förderung der genetischen Vielfalt, also der Unterschiede im Erbgut, die für Anpassungsfähigkeit und langfristiges Überleben der Art essenziell sind.
Wird eine Population zu klein, nimmt die genetische Vielfalt ab. Das schwächt ihre Widerstandskraft gegenüber Krankheiten und Umweltveränderungen. Deshalb werden einige Frösche in ursprüngliche Laichgewässer zurückgebracht, andere in neue Lebensräume entlassen.
Platz für Frösche gesucht
Als neue Standorte kommen vor allem jene Feuchtgebiete in Betracht, die die Grasfrösche wegen Zersiedelung und Flächennutzung nicht mehr unbeschadet selbst erreichen können.
Um langfristig stabile Populationen aufzubauen, werden weitere geeignete Flächen für neue Amphibientümpel gesucht. Besonders gefragt sind Areale rund um den Altdorfer Wald. Interessierte Flächenbesitzer können sich beim Projektbüro der Heinz Sielmann Stiftung in Überlingen melden.
Sie möchten auf Ihrem Grundstück Lebensraum für Laubfrösche schaffen?
Über den Autor
Nora Künkler
Nora Künkler ist studierte Biologin und arbeitete bis März 2023 als Pressesprecherin bei der Heinz Sielmann Stiftung. Aktuell schreibt sie freiberuflich für die Stiftung.
Alle Storys dieses Autors
Alle Storys auf einen Blick