Bewegte Studienzeit

Heinz Sielmanns Wurzeln

Wenn der Funke überspringt

Manchmal ist man einfach auf einer Wellenlänge. Das merkten auch die Bordfunker Heinz Sielmann und Joseph Beuys, als sie sich 1939 beim Militärdienst kennenlernten. Joseph Beuys diente in Posen in Heinz Sielmanns Korporalschaft.

Hierarchien und Dienstgraden zum Trotz verband die kreativen Männer bald eine lebenslange Freundschaft.

Studieren statt Exerzieren

Der Wehrdienst entsprach nicht Heinz Sielmanns Natur. Welche Erleichterung, als ihn nach zweijährigem Einsatz bei der Luftnachrichtentruppe die ersehnte Beurlaubung vom Militär erreichte. 

Endlich konnte der wissbegierige Naturliebhaber sein Studium der Biologie an der damaligen Reichsuniversität Warthegau in Posen aufnehmen. 

Glück im Unglück

Freude und Leid liegen manchmal dicht beieinander. Das bekam auch Heinz Sielmann zu spüren, als er von dem Tod seines Vorbildes Horst Siewert erfuhr. Um den angefangenen Film des Verstorbenen auf Kreta zu beenden, wurde überraschenderweise er selbst auserwählt.

So reiste Heinz Sielmann im Auftrag der Wehrmacht 1944 nach Griechenland und konnte dem verheerenden Kriegsgeschehen an der Ostfront entgehen.

Vor den Dächern der Stadt Chania genoss Heinz Sielmann nach langen Drehtagen so manchen Sonnenuntergang.

Mit Haut und Haar

Auf seiner Kreta-Expedition war Heinz Sielmann in doppelter Mission unterwegs. Denn hier galt es, sowohl Film- als auch Forschungsarbeit zu leisten. Daher sammelte der gewissenhafte Tierfilmer nicht nur zahlreiche Vogelaufnahmen, sondern auch eine Menge toter Vögel. 

Mitsamt Federn, Schnäbeln und Beinen bildeten diese eine wichtige Grundlage für spätere Forschungsarbeiten.

Gefährliche Besorgungen

Die zerklüfteten Gebirge und romantischen Küsten Kretas sind paradiesische Bildmotive. 

Kein Wunder, dass 5.000 Meter Filmmaterial für Heinz Sielmanns Dreharbeiten nicht genügten. Um Nachschub zu besorgen, wagte er sich 1944 zurück in die zerbombte Stadt Berlin. Trotz Risiko glückte die heikle Mission und der Tierfilmer kehrte erfolgreich auf die griechische Insel zurück. 

Circa 20 Kilometer südlich der Stadt Cania erstrecken sich die "Lefka Ori", die weißen Berge von Kreta
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Heinz Sielmanns Mitarbeiter Mihan und Kayales vor den tiefverschneiten "Lefka Ori".

Freundschaftliche Begegnungen

Auf der Suche nach faszinierenden Naturaufnahmen traf Heinz Sielmann bei seinen Expeditionen immer wieder auf große Gastfreundschaft. So auch bei seiner ersten Filmreise nach Kreta.

Vor allem regionale Spezialitäten wie Honig, Ziegenkäse und der typische griechische Wein Retsina wurden von den Inselbewohnern aufgetischt und verwandelten die Drehpausen in kulinarische Erlebnisse.

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Dolmetscher Joseph Kayales (links) begleitete Sielmanns Team auf Kreta

In englischer Gefangenschaft

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges ereilte viele Soldaten das Schicksal der Kriegsgefangenschaft. Unter ihnen war auch Heinz Sielmann, der durch seine Filmarbeiten auf Kreta im Auftrag der deutschen Wehrmacht in den Fokus geriet. 

Nach Monaten englischer Kriegsgefangenschaft in Ägypten durfte er bis 1947 in London in einer Filmproduktionsfirma arbeiten. 

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Englisches Kriegsgefangenenlager in Ägypten 1945

Ein Neuanfang ist immer schwer.

Vor allem nach einem zerstörerischen Weltkrieg. Zum Glück erhielt Heinz Sielmann nach seiner Rückkehr aus London eine Anstellung beim Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht – kurz FWU. 

Dort konnte er als Kameramann und Regisseur für biologische Unterrichtsfilme seinen Traumberuf verwirklichen. 

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