Gefiederte Wintergäste

Wir sind der Süden für Zugvögel aus dem Norden

von Elisabeth Fleisch

Überwinterungsgäste in Deutschland

Zugvögel aus dem hohen Norden sind derzeit auf Nahrungssuche in Mitteleuropa. Berg-Finken, Kreuzschnäbel, Birken- und Erlen-Zeisige, Schwanzmeisen, Seidenschwänze, Raubwürger und Kornweihen finden bei uns den verheißungsvollen Süden, für den sie eine lange Reise auf sich nehmen.

Der Seidenschwanz

Der Seidenschwanz (Bombycilla garrulus) ist ein wanderfreudiger Singvogel, unverkennbar durch seine exotische Gestalt in zart-violetter Färbung. Besonders durch seine spitze Federhaube sowie die bunten Flügel- und Schwanzenden ist er sehr auffällig.

Sein Brutgebiet sind die lichten Birken- und Nadelwälder Skandinaviens und der russischen Taiga. Im Winter führen Seidenschwänze ein Nomaden-Dasein. Wird in ihrer Heimat die Nahrung knapp, fliegen sie invasionsartig in großen Schwärmen in Gebiete ein, wo sie ausreichend Futter finden.

So kommen sie bis zu uns nach Mitteleuropa und fokussieren sich hier auf Früchte und Beeren von Bäumen und Sträuchern wie Eberesche, Schneeball und Hagebutte oder ernten die vergessenen Äpfel in Obstgärten.

Die mit Misteln reichlich gesegneten Pappeln und Birken in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide sind den Seidenschwänzen bereits als Nahrungsgründe bekannt. Mit etwas Glück kann man sie dort oder in Parks und Gärten beobachten.

Der Raubwürger

Der Raubwürger (Lanius excubitor) ist ein räuberischer Singvogel mit schwarzer Maske und greifvogelartigem Hakenschnabel. Er kommt in ganz Europa als Brutvogel vor, aber in Mitteleuropa inzwischen nur noch sehr selten. Er bevorzugt Offenland, Moore oder Heiden.

Dort jagt er kleine Tiere am Boden, vor allem im Winter bilden Mäuse seine Hauptbeute. Wenn seine Nahrungsgründe in Nordeuropa wegen dicker Schneedecke keinen Jagderfolg erlauben, ziehen diese Vögel nach Süden bis in unsere Breiten, wo sie weiterhin erfolgreich auf Jagd gehen können.

Der Raubwürger ist als Wintergast, aber auch als Brutvogel in Sielmanns Naturlandschaften Döberitzer Heide und Kyritz-Ruppiner Heide ganzjährig zu beobachten. Insbesondere lohnt sich die Vogelpirsch im Winter, wenn weitere Raubwürger im Gebiet sind.

Man kann sie gut auf den höchsten Wipfeln von Gehölzen im Offenland beobachten, von wo sie Ausschau nach Beute halten.

Raubwürger mit erbeuteter Maus

Die Kornweihe

Kornweihen (Circus cyaneus) gehörten einst zu unseren heimischen Greifvögeln. Die Trockenlegung von Wiesen und Zerstörung von ausgedehnten Wiesenlandschaften sowie die Intensivierung der Landwirtschaft führten zum Aussterben der Kornweihe als Brutvogel in Mitteleuropa.

Als Zugvogel kann man sie jedoch hier noch beobachten, da die Kornweihen schon ab September aus den nördlichen Gefilden südwärts ziehen. Denn die winterliche Schneedecke im Norden macht es den Kornweihen unmöglich, ausreichend Beute zu finden.

So kommen sie nach Mitteleuropa, um auf Heiden, Wiesen und Brachen in sehr niedrigem Flug nach Nahrung Ausschau zu halten. Sie ernähren sich bevorzugt von Wühlmäusen, aber auch von anderen kleinen Säugetieren bis hin zum Kaninchen.

Ihren segelnden sehr niedrigen Flugmodus nennt man Gaukeln. Er ist typisch für die Kornweihe und vollkommen anders als beim Mäusebussard, Rotmilan oder Turmfalke.

In Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide ist die Kornweihe regelmäßig über den Heideflächen zu beobachten. Auch in Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen gaukelt die Kornweihe über Äcker und Brachen.

Über den Autor

Elisabeth Fleisch
Elisabeth Fleisch ist freie Journalistin und Texterin. Für die Heinz Sielmann Stiftung schreibt sie Pressemeldungen und mehr zu Neuigkeiten aus Sielmanns Naturlandschaften in Brandenburg.

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