Herbstzeit ist Pilzzeit

Pilze sammeln, aber richtig

von Caroline Hübenbecker

Welche Pilze findet man jetzt?

Spätestens im Herbst zieht es viele Naturbegeisterte sprichwörtlich "in die Pilze". Doch welche Arten kann man jetzt überhaupt finden? Beliebte Speisepilze wie Steinpilz und Pfifferling hatten bereits früher im Jahr Saison, können aber auch im Herbst noch gesammelt werden.

In der goldenen Jahreszeit landen zum Beispiel Austernseitling, Stockschwämmchen, Marone, Schopftintling, Herbsttrompete und Krause Glucke im Körbchen. Doch man sollte mit Bedacht sammeln. Denn Pilze sind unersetzlich für die Funktionen in unseren Ökosystemen. Es sind faszinierende Lebewesen. 

Eigentlich ist immer Pilzzeit. Rund ums Jahr kann man Fruchtkörper unterschiedlichster Arten finden. Außerdem machen Pilze keine Pause. Die Funktionen im Ökosystem laufen das ganze Jahr über ab.

Wald, Wiese & Heide

Wildpilze wie Maronen oder Krause Glucke kommen in offenen Wäldern am Fuße von Baumstämmen und auf Stümpfen von Nadelbäumen wie der Gewöhnlichen Douglasie, Waldkiefer und Gemeinen Fichte vor.

Pfifferling und Steinpilz entdecken Sie dagegen in Mischwäldern. Sogar auf einem Spaziergang über Wiesen und Weiden können Sie Ihren Korb füllen, beispielsweise mit Wiesenchampignons oder Parasol. Grundsätzlich tragen mildes Wetter und eine hohe Luftfeuchtigkeit zu einem reichlichen Pilzbestand bei.

Sammeln Sie nur auf Flächen, von denen Sie wissen, dass dort keine Pestizide oder künstliche Düngemittel ausgebracht wurden. Vom Straßenrand sollten Sie aufgrund der Schadstoffbelastung besser keine Pilze mitnehmen. Außerdem sind Naturschutzgebiete und Nationalparks zum Pilzesammeln tabu.

Zum Verwechseln ähnlich!

Oft haben Speisepilze ähnliche Doppelgänger, die nicht essbar sind. Es gibt Arten, die leicht vertauscht werden: zum Beispiel Champignons mit dem tödlichen Knollenblätterpilz oder das Stockschwämmchen mit dem Gifthäubling.

Unabhängig von ihrem irreführenden Pendant sind die meisten Waldpilze roh kaum bekömmlich. Daher müssen Sie Pilze immer gut braten, dünsten oder kochen. 

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Essbarer Wiesen-Champignon (Agaricus campestris)
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Giftiger Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)

Unersetzlich für funktionierende Ökosysteme

Pilze ernähren sich von abgestorbenen pflanzlichen oder tierischen Überresten. Indem sie organisches Material wie Laub, Holzreste oder tierische Kadaver zersetzen, tragen sie maßgeblich zur Humusbildung bei. Das macht sie zu unersetzlichen Akteuren funktionierender Ökosysteme.

Das, was wir oberirdisch sehen und gemeinhin als Pilz bezeichnen, ist jedoch lediglich der Fruchtkörper. Der für die Natur wichtigste Hauptteil wächst unter der Erde: das Myzel, ein fadenförmiges Gewebe.

Über das Myzel versorgen Pilze unterirdisch Bäume und Büsche mit Nährsalzen und Wasser. Sie leben so mit höher wachsenden Pflanzen in einer symbiotischen Lebensgemeinschaft. Auf diese Weise haben Pilze für das Leben auf der Erde eine immense Bedeutung.

Doch übermäßige Abholzung und Veränderungen des natürlichen Baumbestandes gefährden dieses empfindliche Gleichgewicht. Auch die zunehmende Luftverschmutzung und Überdüngung machen den symbiotisch lebenden Pilzen zu schaffen.

Wood Wide Web

Pilze, genauer gesagt ihr Myzel, sind das Internet des Waldes. Es verbindet Bäume miteinander, die sich über das Geflecht Nachrichten zukommen lassen. Wird ein Baum von Raupen oder Käfern bedrängt, warnt er Artgenossen. Diese lagern dann zusätzliche Abwehrstoffe in ihren Blättern ein.

Diesen Service lassen sich die Pilze gut bezahlen. Die Bäume versorgen sie mit Zucker aus der Photosynthese.

Nicht alles leer sammeln!

Wegen ihrer wichtigen Aufgabe für das Ökosystem sollten Sie an einer Fundstelle nie alle Pilze sammeln, sondern immer einige Exemplare stehen lassen. Beschädigte und matschige Exemplare, bleiben besser im Wald und halten den Nährstoffkreislauf in Gange.

Beachten Sie daher beim Sammeln von Waldpilzen auch unbedingt die zulässige Höchstmenge, die jedes Bundesland in Eigenregie festlegt. Sie beträgt meistens ein Kilogramm pro Kopf, um einen gewerblichen Handel mit Wildpilzen zu unterbinden und die Bestände zu schützen.

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Über den Autor

Caroline Hübenbecker
Caroline Hübenbecker ist bei der Heinz Sielmann Stiftung Referentin für Web- & Community-Management.

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