Herbst im Garten

Praxistipps für den Naturgarten

von Nora Künkler

Goldener Herbst

Äpfel, Birnen und Quitten leuchten von den Bäumen. Die letzten Stauden blühen um die Wette und glühen farbenprächtig im goldenen Herbstlicht. Ab September ändert sich das Gesicht des Naturgartens. Tiere und Pflanzen bereiten sich auf den Winter vor.

Apfelernte ab September

Im September beginnt die Apfelernte. Klar- und Augustäpfel waren schon früher dran, aber viele, vor allem alte Obstsorten, werden nun reif. Drehen Sie den Apfel ein wenig am Baum. Löst er sich dabei problemlos, können Sie mit der Ernte beginnen.

Geteilte Beute

Wurmstichiges oder verletztes Obst lassen Sie einfach auf den Boden fallen. Viele Tiere im Garten freuen sich über dieses Fallobst als Nahrungsquelle.

Mit Monilia-Fruchtfäule befallene Früchte entsorgen Sie separat. Die Früchte laufen schnell braun an und werden matschig. Typisch sind die kleinen weißen Punkte, die auf der Oberfläche erscheinen. Es sind die Fruchtkörper des Erregerpilzes.

Wildobst für Wildvögel

Auch Wildobst eignet sich hervorragend, um Marmelade oder Gelee herzustellen. Denken Sie bei der Ernte daran, dass Sie genügend Hagebutten, Sanddorn und andere Wildbeeren an den Sträuchern lassen. Die Früchte sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Vögel.

Frisches Gemüse im Winter? Klar!

Auch im Winter kann man frisches Gemüse ernten. Dafür müssen Sie jetzt im Herbst die Aussaat vorbereiten. Ein Frühbeetaufsatz oder Folientunnel schützt die Keimlinge vor tiefen Temperaturen. Damit das Gemüse auch in der kalten Jahreszeit wächst, sollten Sie einen sonnigen Standort wählen.

Feldsalat, Spinat und Radieschen können Sie jetzt noch aussäen und später im Jahr ernten. Auch Asiasalate, Rote Beete oder Mangold lassen sich noch auspflanzen. Ernten Sie nur an frostfreien Tagen, damit das Blattgemüse seine Frische behält.

Flächen, auf denen keine Folgekulturen geplant sind, freuen sich über eine Gründüngung. Achten Sie auf regional angepasste Saatgutmischungen von Bio-Betrieben. Die Gründüngung schützt im Winter den Boden vor Kahlfrösten und Erosion.

Im September den Kompost umschichten

Neben den regulären Gartenaufgaben im Herbst wie Zwiebeln stecken oder Stauden teilen und setzen, stehen auch einige Aufräumarbeiten an. Vermutlich hat sich Ihr Komposthaufen über den Sommer gut gefüllt. Ab Ende September können Sie den Kompost umschichten.

Sieben Sie Humus ab und schichten Sie den Rest der Rotte mit frischem Grünschnitt neu auf. Im Naturgarten ist der Kompost das schwarze Gold. Im Frühjahr können Sie mit der gehaltvollen Erde Stauden und Starkzehrern Starthilfe geben.

Nützlich & hübsch

Herbst bedeutet für viele Gartenbesitzer Aufräumsaison. Doch wer jetzt zur Schere greift, nimmt unzähligen Insekten die Chance auf ein neues Leben: In hohlen Stängeln von Wildstauden legen viele Wildbienen ihre Eier ab – darin überwintern die Larven, geschützt vor Kälte und Regen bis zum Frühling.

Werden die Stängel entfernt oder kompostiert, wird der Nachwuchs buchstäblich mitentsorgt, bevor er schlüpfen kann. Wer Stauden bis zum Frühling stehen lässt, schenkt Wildbienen und Schlupfwespen einen sicheren Start ins nächste Jahr und erlebt, wie der Garten mit ihnen gemeinsam wieder erwacht.

Dank ihrer Samenstände bieten viele abgeblühte Stauden zudem oft noch bis weit in den Winter Nahrung für Vögel wie Stieglitze & Co. Schöner Nebeneffekt: Wenn der Frost den Garten mit Raureif überzieht, dekorieren die verholzten Blütenstände von Fetthenne oder Kugeldistel Ihr Beet.  

Wo Gartenreste zu Lebensraum werden

Wenn im Herbst die Sträucher zurückgeschnitten werden, stapeln sich die Äste – was vielen wie Abfall erscheint, kann der Anfang von etwas Wundervollem sein: einer Benjeshecke.

Einfach zwischen zwei Holzpfählen aufgeschichtet, verwandelt sich das scheinbar chaotische Astwerk in einen geschützten Rückzugsort für unzählige Tiere. Vögel bauen darin ihre Nester, Igel kugeln sich für den Winter ein, Insekten kriechen in die warmen Hohlräume.

Und während im Winter der Frost knackt, pulsiert in der Hecke das Leben im Verborgenen. Mit jedem Zweig, den man hinzufügt, wächst ein Stück Wildnis zurück in den Garten – ganz ohne Aufwand, aber mit großer Wirkung.

Leben im Laubhaufen

Ihren Rechen können Sie zum Ende der Gartensaison wegpacken, denn im naturnahen Garten lassen Sie Laub liegen. Vor allem unter Hecken und auf Beeten ist Laub ein hervorragender Frostschutz. Der Boden behält seine Feuchtigkeit und durch die Humusbildung wird dessen Qualität verbessert.

Laubhaufen bieten vielen Tieren ein Quartier für den Winter. Nicht nur Igel kriechen dort unter, sondern auch Spinnen, Schmetterlingslarven, diverse Käfer, Falter, Molche und sogar Erdkröten. Der Laubhaufen dient als Schutz, die Bewohner sind willkommene Nahrungsquelle für Vögel oder Igel.

Naturnah gärtnern lohnt sich

Gärten sind Lebensräume für Tier und Mensch. Wir gestalten Gärten, aber wir teilen sie auch mit unserer Mitwelt - und darin liegt vielleicht das Geheimnis des Gartenglücks.

Über den Autor

Nora Künkler
Nora Künkler ist studierte Biologin und arbeitete bis März 2023 als Pressesprecherin bei der Heinz Sielmann Stiftung.

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