Dem Fischotter

auf der Spur

Wie steht es um Heinz Sielmanns Lieblingstier?

von Ralf Stork

Im Auftrag der Wissenschaft

Yvonne Rychlak ist Feldökologin mit jahrelanger praktischer Erfahrung. In Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen hat sie einer einzigen Art nachgespürt.

Für ihre Masterarbeit an der Universität Potsdam nahm sie 2021 die Fischotter-Population in der Region genauer unter die Lupe.

Im Paradies unterwegs

Die Fischerei Köllnitz liegt direkt am Ufer des Großen Schauener Sees. Vom Steg, an dem ein paar Ruderboote vor sich hinschaukeln, blickt man auf Wald und schilfbedeckte Ufer. Ein Schwarzmilan dreht ein paar Kreise am Himmel und lässt sich in einem Baum am Ufer nieder.

Ein Grauganspaar verschwindet im Schilf am Ufer, eine einzelne Möwe fliegt über den See, ansonsten ist es ziemlich ruhig hier. Im Gegensatz zu den anderen Gewässern der Region gibt es an der Groß Schauener Seenkette keine größeren Siedlungen und auch kaum Freizeitaktivitäten am oder auf dem Wasser.

Ein paar idyllische Badestellen, das wars. Die Landschaft ist kaum zerschnitten und sehr strukturreich. Das macht sie ökologisch so wertvoll.

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Man kann sich lebhaft vorstellen, wie ein Fischotter hier geschmeidig von einer Uferböschung hinab ins kühle Nass gleitet, schwerelos im Wasser nach Fischen jagt, wieder auftaucht und seine Beute auf einer Wurzel mit Seeblick verspeist.
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Oder wie er bei seinen Landgängen durch einen der mangrovenartigen Erlenbrüche läuft. Die Tiere aber tatsächlich mit eigenen Augen zu beobachten, ist eher unwahrscheinlich. „Fischotter sind nachtaktiv und ziemlich scheu“, sagt Rychlak.

In der Fotofalle

Um sie nachzuweisen, sind technische Hilfsmittel nützlich. Die Heinz Sielmann Stiftung unterstützte die Forschung mit der Anschaffung von zehn hochwertigen Wildtierkameras und war auch die Initiatorin der Studienarbeit.

Wie entwickelt sich die Population der Otter und wie nutzen die Tiere den Landschaftsraum? Das waren zwei der wichtigsten Fragen, zu denen Yvonne Rychlak Antworten suchte. Fischotter nutzen fast die gesamte Fläche der Seenkette und sind auch in der weitläufigen Umgebung gut vertreten.

Das Gebiet rund um Groß Schauen nahm die Ökologin genau unter die Lupe. Alle zwei Wochen kontrollierte sie die Kameras und tauschte die Speicherkarten aus. Häufiger wollte sie die Fotofallen nicht ansteuern, um Störungen zu vermeiden.

Jede Spur ein Punkt in der App

Für ihre wissenschaftliche Arbeit durfte Rychlak auch abseits der Wege nach Spuren suchen. Und so fand sie auch kleine Haufen, in dem man deutlich noch einzelne Fischschuppen erkennen konnte – Hinterlassenschaften eines Fischotters!

Kothaufen sind dabei nur ein Indiz für das Vorkommen. Als Nachweismethode anerkannt sind neben direkten Sichtungen auch eindeutige Bilder von Fotofallen oder ein Pfotenabdruck. Solche fand Rychlak beispielsweise in alten Wildschweinsuhlen.

Wo der Laie nur eine unförmige Vertiefung im schlammigen Boden vermutet, erkannte die Ökologin die charakteristische Form eines Hinterlaufs und vermaß die Spur. Dann trug sie das Alter des Abdrucks und den genauen Fundort in eine App auf ihrem Handy ein.

Anhand der Daten können Forscher zum Beispiel sehen, wo in der Region es besonders viele Otteraktivitäten gibt. Die Informationen können dabei helfen, mögliche Nutzungskonflikte zu vermeiden.

Uferbereiche, die besonders stark vom Otter frequentiert werden, sind möglicherweise nicht der ideale Standort für eine Fischreuse.

Ergebnis unklar

Tendentiell konnte Rychlak weniger Spuren erfassen als in den Vorjahren gemeldet wurden. Ob dafür aber tatsächlich ein Bestandrückgang des Fischotters ursächlich ist, ist unklar.

Da es zur gleichen Zeit aufgrund der Corona-Pandemie vermehrt Menschen an die Groß Schauener Seen zog, um sich im Freien zu erholen, ist nicht auszuschließen, dass der Fischotter sich aufgrund dieser Störungen weniger blicken ließ. 

Heinz Sielmanns Lieblingstier

Die Stiftung hat die Groß Schauener Seenkette 2001 erworben, unter anderem, um Lebensraum für die seltenen Wassermarder zu erhalten. Der Otter war schließlich erklärtes Lieblingstier des Tierfilmers und Stifters Heinz Sielmann.

Schon bei der feierlichen Übernahme der Seenkette durch die Stiftung vor rund 20 Jahren freute sich Sielmann über die intakte Natur und über die Spuren, die ein Fischotter in der winterkalten Landschaft hinterlassen hatte.

Fast ausgerottet

Wegen ihres dichten Pelzes und als Nahrungskonkurrent wurden die Otter im 19. und 20. Jahrhundert fast ausgerottet. Aus kleinen Restpopulation in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern breiten sich die Marder seit etwa 1990 wieder aus.

In Ostdeutschland ist die Art mittlerweile flächendeckend vertreten. Auch Schleswig-Holstein, Teile Niedersachsens und der Ostrand Bayerns sind wieder besiedelt. In der südwestlichen Landeshälfte fehlt der Fischotter dagegen noch völlig.

Mit den Jahren schiebt sich die Verbreitungsgrenze immer ein paar Kilometer weiter in diese Richtung, aber es ist ein mühsames Vorankommen.

Vorfahrt für den Fischotter!

Fischotter brauchen unsere Hilfe. Saubere und ungestörte Gewässer sind genauso wichtig wie sichere Wanderwege. Die Heinz Sielmann Stiftung schützt auf eigenen Flächen den Lebensraum des Wassermarders und unterstützt andere bei effektiven Schutzmaßnahmen.

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