Mit Klappenwehr und Elektrozaun

von Caroline Hübenbecker

21.07.2025

Wo das „Kiwitt“ immer stiller wird

Im Frühling erklang viele Jahre in den weiten Feuchtwiesen des Ferbitzer Bruchs das typische „Kiwitt“ des nach diesem Ruf benannten Kiebitzes. Seine akrobatischen Flugmanöver während der Brutzeit gehören zum eindrucksvollen Naturerlebnis dieser Landschaft – und sind doch selten geworden.

Ein Vogel in Not

Das Ferbitzer Bruch in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide ist ein Mosaik aus Schilfröhrichten, Feuchtwiesen und Kleingewässern. Wegen seines außergewöhnlichen Artenreichtums steht es seit 1996 unter Naturschutz. Hier leben zahlreiche Tiere und Pflanzen, die auf Feuchtbiotope angewiesen sind.

Dazu gehören auch Wiesenbrüter wie der Kiebitz, der 2024 zum Vogel des Jahres gewählt wurde, um auf seine dramatische Gefährdung aufmerksam zu machen: Seit den 1990er‑Jahren sind die Bestände in Deutschland um fast 90 % eingebrochen.

Trockenheit setzt Naturschutzgebiet zu

Wie auf einer Perlenkette ziehen sich normalerweise die Gewässer entlang des Ferbitzer Bruchs durch die Landschaft und glitzern verheißungsvoll aus der Vogelperspektive. 

Doch die Folgen des Klimawandels machen auch vor dem ursprünglich sehr artenreichen Naturschutzgebiet nicht Halt! In den trockenen Jahren 2018 bis 2022 ist die Artenvielfalt in den Feuchtwiesen und Niedermoorflächen bedrohlich zurückgegangen.

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Wie auf einer Perlenkette gereihte Feuchtgewässer
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Ausgetrocknetes Kleingewässer

Regenwasser halten

Damit das wichtige Brutgebiet des Kiebitzes im Ferbitzer Bruch während der immer länger werdenden Trockenperioden nicht austrocknet, haben wir dort ein Klappenwehr installiert. Es handelt sich dabei um eine Sperre aus massivem Beton in einem Wassergraben, mit der wir den Wasserstand steuern können.

Es hält das wertvolle Regenwasser länger in der Fläche und verhindert, dass es ungehindert in die Havel abfließt. So bleiben Feuchtwiesen und Kleingewässer länger erhalten – ein Segen für viele Arten, darunter auch Wiesenbrüter wie der Kiebitz, die Bekassine oder das Braunkehlchen.

Schutz vor Fressfeinden

Doch Lebensraum allein reicht nicht! Füchse, Marder und Waschbären machen sich nachts über die am Boden abgelegten Eier her. Dank der Unterstützung vieler Spenderinnen und Spender konnten wir im Frühjahr 2025 einen mobilen Elektrozaun um eines der letzten Brutgebiete in der Döberitzer Heide ziehen.

Meter für Meter haben wir eine Fläche von dreieinhalb Hektar mit einem Elektrozaun eingefasst, der für die Kiebitze kein Hindernis darstellt, für hungrige Raubsäuger aber eine klare Grenze.

Und plötzlich war da wieder Hoffnung.

Schon in der ersten Saison blieben mehr Nester ungestört und Kiebitz-Küken konnten erfolgreich schlüpfen. Munter tapsten sie unter den wachsamen Augen ihrer Eltern durchs hohe Gras. Jeder gesicherte Brutplatz, jedes geschlüpfte Küken ist ein Gewinn für die Artenvielfalt unserer Kulturlandschaft.

Mit Klappenwehr und Elektrozaun schenken wir dem Kiebitz neue Perspektiven. In den Feuchtwiesen der Döberitzer Heide könnte nun wieder öfter das hoffnungsvolle „Kiwitt“ zu hören sein – dank unseren Unterstützerinnen und Unterstützern.

Ihre Spende macht den Unterschied

Ohne Fördermittel und private Spenden wäre das nicht möglich gewesen – vom Bau des Wehrs über die Anschaffung und Installation des Zauns bis hin zu den regelmäßigen Kontrollen vor Ort. Nun kann im Ferbitzer Bruch neues Leben wachsen. Wenn das kein Grund zur Freude ist!?

Das Beispiel zeigt einmal mehr, wie wir mit Ihrer Unterstützung Lebensräume bewahren und bedrohten Arten die Rückkehr ermöglichen können.

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Über den Autor

Caroline Hübenbecker
Caroline Hübenbecker verantwortet die Website und die Social Media Kanäle der Heinz Sielmann Stiftung. Sie freut sich immer wieder Neues über heimische Arten Tipps für den Garten von ihren Kolleginnen und Kollegen zu erfahren und diese weitergeben zu können.

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