Das Braunkehlchen

Vogel des Jahres 2023 sucht passenden Lebensraum

von Caroline Hübenbecker

03.05.2023

Zurück aus dem Winterquartier

Braunkehlchen sind Langstreckenzieher und verbringen den Winter in den tropischen Gebieten Afrikas. Wenn die kleinen Vögel im Frühjahr nach Europa und bis nach Skandinavien zurückkehren, legen sie mitunter mehr als 5.000 Kilometer zurück.

Doch nach ihrer kräftezehrenden Reise wird es für die rückkehrenden Vögel immer schwieriger, ungestörte Brut- und Lebensräume zu finden. Offene Wiesenlandschaften sind Mangelware geworden.

Liebhaber offener Flächen

Braunkehlchen bewohnen am liebsten offene, feuchte Wiesen und Brachen oder Feldränder mit niedriger, lückenhafter Strauchvegetation. Vereinzelt stehende Büsche oder Zaunpfähle dienen den etwa 13 Zentimeter großen Singvögeln als Sing- und Ansitzwarten.

Von hier aus imponieren sie mit Gesang potentiellen Partnern und suchen nach Nahrung. Taucht ein Greifvogel am Himmel auf, verharrt das Braunkehlchen mit senkrecht nach oben gestrecktem Schnabel bewegungslos in der ,Pfahlstellung'. So getarnt ist der kleine Vogel nahezu unsichtbar für Angreifer.

Versteckte Gelege

Im April bauen Braunkehlchen ihre Nester in einer Bodenmulde gut getarnt in Gräsern, Kräutern und kleinen Sträuchern. Möglichst verborgen vor Feinden legen die Weibchen dort bis zu acht blaugrüne Eier hinein und beginnen zu brüten.

Nach wenigen Wochen schlüpfen die Küken. Damit sie ungestört flügge werden können, sollten Wiesen allerdings nicht vor Mitte Juli am Boden bearbeitet werden.

Schwindende Lebensräume

Der zunehmende Flächenverbrauch des Menschen bedroht die Existenz des Braunkehlchens und vieler anderer seltener Wiesenvögel. Intensive Landwirtschaft hat die Braunkehlchen zunehmend aus ihrem Lebensraum vertrieben. Wo schwere Maschinen rollen, ist kein Platz für die zarten Eier des Wiesenbrüters.

Pestizide vernichten seine Nahrungsgrundlage wie Spinnen, Insekten und Würmer. Zusätzlich trocknen Wasserbaumaßnahmen und regional ausbleibende Niederschläge die für das Braunkehlchen besonders geeigneten Feuchtwiesen immer stärker aus.

Lebensraum mit Seltenheitswert

Ungestörte Flächen findet das Braunkehlchen zum Beispiel in den Naturlandschaften der Heinz Sielmann Stiftung. Die ehemaligen Truppenübungsplätze und Bergbaufolgelandschaften bieten der bedrohten Vogelart auf großen offenen Flächen mit lückenhafter Vegetation letzte Rückzugsräume.

Auch in Sielmanns Biotopverbünden und Projektgebieten an der Elbe, am Bodensee, am Grünen Band im Eichsfeld und in der Rhön sind Braunkehlchen zuhause. Durch aktive Pflegemaßnahmen in diesen Landschaften bewahrt die Heinz Sielmann Stiftung sowohl die wiesenbrütenden Vögel als auch deren Brutgebiete.

Stark gefährdet

Seit einigen Jahren steht das Braunkehlchen immer wieder auf der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet. In einigen Regionen ist es sogar bereits vom Aussterben bedroht.

Mit dem Titel "Vogel des Jahres" erhält das Braunkehlchen in 2023 eine besondere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Ob ihm dies zu mehr Schutz und letztlich Aufwind im Bestand verhelfen kann?

Lebensraum für gefährdete Arten

Nicht nur das Braunkehlchen, sondern auch viele andere gefährdete Tier- und Pflanzenarten finden eine Heimat in Sielmanns Naturlandschaften und Biotopverbünden. Sie wären überrascht, welch seltene Art hier anzutreffen ist.

Über den Autor

Caroline Hübenbecker
Caroline Hübenbecker ist bei der Heinz Sielmann Stiftung Referentin für Web- & Community-Management.

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