Im Revier der Garten-Wollbiene

Wildbienen-Patrouille in naturnahen Gärten

von Elisabeth Fleisch

Rendezvous am Wollziest

Die Große Wollbiene oder auch Garten-Wollbiene lebt vorwiegend in naturnah gestalteten Gärten mit einem reichen Angebot von behaarten Pflanzen, Lippen- und Schmetterlingsblütlern. Diese Pflanzen bieten Nistmaterial, Nahrung und einen idealen Rendezvousplatz.

Garten-Wollbienen schaben Pflanzenhaare vom Wollziest oder von der Sand-Strohblume und formen daraus flauschige Kugeln für den Nestbau. 

Je nach Wetterlage beginnt ab Mai oder Juni die Paarungszeit. Die Männchen sind auf Brautschau und passen die Weibchen ab, wenn diese an Blütenständen von Taubnessel, Fingerhut oder Katzenminze Nistmaterial und Nahrung sammeln.

Auf Wachposten im Revier

Wollbienen-Männchen besetzen regelrecht ein Revier von Blütenständen und warten darauf, dass sich ein Weibchen auf einer Blüte niederlässt. Dann schwirrt das Männchen blitzschnell heran. Die Paarung dauert etwa zehn Sekunden, dann geht das Männchen wieder auf Wachposten.

Sie verteidigen ihr Territorium mit großer Vehemenz.

Nähert sich ein Rivale oder andere Insekten, wehren sie sie mit ihrem dornenbewehrten Hinterleib ab. Sie rammen den angreifenden Insekten die fünf kleinen Dornen in die Seite und können damit anderen Blütenbesuchern wie Hummeln oder Schmetterlingen ernsthafte Verletzungen an den Flügeln zufügen.

Ihr Flug ist sehr charakteristisch. Schwirrend im Schwebeflug oder mit großer Geschwindigkeit fliegen sie umher, um ein Weibchen zu finden oder ihr Territorium zu verteidigen.
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Das Aussehen der Garten-Wollbiene ähnelt einer Wespe. Die Männchen erreichen eine Größe von 14-18 Millimeter, die Weibchen sind mit 10-13 Millimetern etwas kleiner.
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Ihr Hinterleib ist schwarz-gelb gestreift, die Streifen oben auf dem Rücken sind im Unterschied zur Gemeinen Wespe jedoch unterbrochen. Die fünf Dornen hat nur das Männchen. Diese stellen für Menschen keine Gefahr dar.

Nistplätze in Hohlräumen

Die Weibchen bringen das von behaarten Pflanzen gesammelte weiche Material zu ihrem Nistplatz. Die Große Wollbiene nistet in unterschiedlichen Arten von Hohlräumen, zum Beispiel in Mauerspalten, Pflanzenstängel oder Holzspalten. Auch in hohlen Eisenrohren hat man schon ihre Nistplätze gefunden.

Bis zu 16 Nistzellen werden aus Pflanzenwolle geformt und meist haufenartig angeordnet. Von außen imprägnieren die Weibchen die Nistzellen zum Schutz gegen Pilze und Bakterien mit bestimmten Pflanzensekreten und verschließen den Nistplatz mit kleinteiligen Erdbröckchen und Pflanzenstängeln.

Das passende Umfeld

Die Große Wollbiene bevorzugt naturnah gestaltete Gärten mit einem reichhaltigen Angebot von behaarten Pflanzen, Lippen-, Schmetterlings- und Rachenblütlern. Der silbergrau behaarte Wollziest mit seinen rosa Blüten ist eine ideale Pflanze, um die Große Wollbiene in den eigenen Garten zu locken.

Aber auch andere Ziestarten, Lavendel, verschiedene Fingerhutarten oder Wicken bieten der Garten-Wollbiene das passende Umfeld.

Verwandte Wollbienen

Der Gattung der Wollbienen gehören auch die seltenere Spalten-Wollbiene und die Weißgefleckte Wollbiene an. Sie sind kleiner als die Garten-Wollbiene und breiten sich als wärmeliebende Arten mit der zunehmenden Klimaerwärmung aus. 

Immer häufiger sieht man sie auch in Berlin und Brandenburg, aber vorwiegend trifft man sie im Süden der Republik an. 

Auch die Männchen dieser beiden Wollbienenarten verhalten sich territorial, besitzen aber keine ausgeprägten „Kampfdornen“ am Hinterleib. Ihre bevorzugten Nahrungsquellen sind neben Schmetterlingsblütlern vor allem Reseden und Fetthennengewächse.

Alle Wollbienen leben wie die meisten Wildbienen solitär, nicht in Völkern wie die Honigbiene.

Die Weibchen der Spalten-Wollbiene erkennt man an ihren olivgrünen Augen und rötlichen Beinen.

Über den Autor

Elisabeth Fleisch
Elisabeth Fleisch ist freie Journalistin und Texterin. Für die Heinz Sielmann Stiftung schreibt sie Pressemeldungen und mehr zu Neuigkeiten aus Sielmanns Naturlandschaften in Brandenburg.

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