Giftfrei gärtnern

Natürliche Hausmittel für ein ökologisches Gartenparadies

von Caroline Hübenbecker

15.04.2025

Chemie tötet

Schnecken im Salatbeet, Blattläuse auf den Rosen, Mehltau auf dem Kürbis – fast jeder kennt sie: die ungebetenen Gäste im Garten. Der Griff zu chemischen Mitteln scheint für Viele verlockend, doch die Konsequenzen sind weitreichend:

Pestizide wie Neonicotinoide töten nicht nur jene tierischen Gartenbesucher, die Ihren Pflanzen zu schaffen machen, sondern auch Nützlinge wie Bienen, Marienkäfer oder Regenwürmer. Außerdem belasten sie das Grundwasser und können über Rückstände in der Nahrung sogar unsere Gesundheit gefährden.

Doch es geht auch anders – mit einfachen Hausmitteln und natürlichen Methoden.

Blattlaus-Alarm

Bei ihrem Anblick überkommt so manchen Hobbygärtner ein Schauer: Haufenweise winzige Blattläuse befallen zarte Blätter und schwächen durch Aussaugen die besiedelten Pflanzen.

Tipps gegen Blattläuse

Brennnesselsud
Legen Sie 500 Gramm frische Brennnesseln in 5 Liter Wasser ein und lassen Sie sie 24 Stunden ziehen. Dann sieben Sie die Flüssigkeit ab und besprühen damit unverdünnt betroffene Pflanzen. 

Achtung: Länger gezogene Flüssigkeit ist zu scharf! Diese nur stark verdünnt (1:10) sprühen!

Schmierseifen-Lösung:

Mischen Sie 1 Liter Wasser mit 1 - 2 Esslöffeln kaliumhaltiger Schmierseife (ohne Duftstoffe) und besprühen Sie befallene Stellen tropfnass. Waschen Sie die Pflanze nach zwei Tagen ab.

Achtung: Nicht bei Obst und Gemüse anwenden!

Rhabarberblattjauche:

1 Kilogramm Rhabarberblätter auf 10 Liter Wasser geben und ca. 10 Tage stehen lassen. Täglich umrühren und verdünnt im Verhältnis 1:5 - 1:10 auf betroffene Pflanzen spritzen. Hilft gegen Blattläuse und die Schwarze Bohnenlaus.

Nacktschnecken

Gestern noch Salat, heute ein löchriger Rest, der eher an Emmentaler erinnert als an Gartenglück: Der morgendliche Anblick ins Gemüsebeet kann deprimieren, wenn man sieht, was vor allem Nacktschnecken von Salat und Mangold bei ihrem nächtlichen Streifzug übrig gelassen haben.

Schnecken absammeln

Bei feuchtem Wetter – am besten morgens oder spät abends – können Schnecken abgesammelt werden. Setzen Sie sie möglichst weit entfernt auf einer Wiese, an einer Hecke oder einem Waldsaum aus, wo sich Vögel, Frösche oder Marder über sie freuen.

In Unterschlupf-Fallen, in denen sich die Schnecken tagsüber verstecken, können Sie sie leicht absammeln und entfernen. Dazu eignen sich halbe Grapefruitschalen, feuchte Holzbretter oder Dachziegel.

Schnecken fernhalten

Für Gemüsebeete haben sich Schneckenzäune und -krägen bewährt. Ihr abgewinkeltes Profil ist für Schnecken nicht überwindbar und bewahrt Kohl, Spinat und Salat vor einem löchrigen Desaster.

Kaffeesatz wirkt abschreckend auf Nacktschnecken. Um gefährdete Pflanzen einen 0,5 cm hohen, kreisförmigen Streifen Kaffeesatz im Abstand von mindestens 8 cm verteilen, sodass ein Kreis von mindestens 16 cm Durchmesser entsteht. Sollte immer wieder erneuert werden, besonders nach Regenschauern.

Auch ausreichend großflächig verteilte Eierschalen, Sägemehl, Stroh und Sand um Pflanzen bilden eine raue und trockene Barriere, die Schnecken eher meiden, da sie feuchte Oberflächen bevorzugen.

Pilzerkrankungen

Echter und falscher Mehltau, Rost oder Grauschimmel sowie Kraut- und Braunfäule sind Pilzerkrankungen, die häufig bei Pflanzen im Garten auftreten. Da weint das Gärtnerherz. Die gute Nachricht: Pflanzen können viele dieser Pilze überstehen, wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Tipps gegen Pilzkrankheiten:

Ackerschachtelhalmtee kann leichte Pilzinfektionen eindämmen: Er ist reich an Kieselsäure, stärkt die Zellwände von Pflanzen und wirkt pilzhemmend. Dazu kochen Sie 100 Gramm frischen Ackerschachtelhalm in 1 Liter Wasser für 30 Minuten. Abkühlen lassen und verdünnt mit Wasser (1:5- 1:10) aufsprühen.

Knoblauchtee:
Dafür 3- 4 zerdrückte Knoblauchzehen mit 1 Liter Wasser aufkochen, abkühlen lassen und aufsprühen.

Richtig setzen & gießen:

Daneben hilft es, Pflanzen eher luftig und nicht zu dicht zu setzen. Am besten gießen Sie ihre Beete morgens, damit nasse Blätter im Laufe des Tages abtrocknen, was das Risiko für Pilzbefall deutlich senkt. Immer an der Wurzel gießen und nicht über die Blätter.

Tipp für starke Pflanzen

Komposttee ist ein flüssiger Auszug aus reifem Kompost, der voller nützlicher Mikroorganismen steckt. Er kann zum Gießen oder Sprühen verwendet werden, um Pflanzen zu stärken, das Bodenleben zu fördern und Krankheiten vorzubeugen.

Dafür ca. 1 - 2 Hände gut ausgereiften Kompost in 10 Liter Wasser abgestandenem Leitungs- oder Regenwasser mischen. Optional 1 Teelöffel Zucker als Nahrung für Mikroben hinzugeben. Für 24 - 48 Stunden an einem warmen Ort stehen lassen und gelegentlich umrühren.

Danach abseihen und binnen 6 Stunden aufbrauchen, solange die Mikroorganismen aktiv sind. Komposttee kann sowohl als Gießwasser zur Bodenbelebung (alle 1 -2 Wochen) sowie als Blattspritzung zur Stärkung der Pflanzen (morgens oder abends) angewandt werden.

Nützlinge fördern

Anstatt es mit jeder Blattlaus oder Schnecke aufzunnehmen, lohnt es sich, sich ihre natürlichen Gegenspieler zunutze zu machen.

Natürliche Helfer

Marienkäfer ernähren sich hauptsächlich von Blatt- und Schildläusen. Je nach Art frisst ein einzelner Käfer täglich zwischen 50 bis 150 Läuse, Marienkäferlarven bis zur Verpuppung ca. 400 bis 600 Blattläuse.

Auch die Larven von Florfliegen sind wahre „Blattlauslöwen“ und machen sich außerdem über Larven von Thripsen, Spinnmilben, Woll- und Schmierläusen her. Ohrenkneifer lieben Blattläuse und die Eier von Apfelwicklern, Milben und Gespinstmotten und Pilzgeflechte.

Igel, Laufkäfer und Kröten halten Schnecken in Schach. Und Vögel picken fleißig Insekten von Obst und Gemüse.

Wilde Ecken

Natürliche Helfer locken Sie mit wilden Ecken in den Garten: heimische Blühpflanzen, Wasserstellen, Trockenmauern, Totholzhaufen und viele Verstecke sind das A und O!

Auf Gifte oder Breitbandinsektizide unbedingt verzichten – nur so bleibt der Garten ein lebendiger, gesunder Lebensraum.

Es braucht keine giftigen Mittel, um Ihren Garten gesund zu halten. Mit etwas Wissen, Aufmerksamkeit und natürlichen Helfern lässt sich ein ökologisches Gleichgewicht schaffen, das ganz ohne Chemie funktioniert – und Ihrem Garten nachhaltig guttut.

Lust auf einen bienenfreundlichen Garten?

Über den Autor

Caroline Hübenbecker
Caroline Hübenbecker ist bei der Heinz Sielmann Stiftung Referentin für Web- & Community-Management.

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