Im Einsatz für die Letzten ihrer Art

Ein Blick hinter die Kulissen

von Nora Künkler

Vom Aussterben bedrohtes Urtier

In Brandenburg gibt es nur noch wenige isolierte Vorkommen. Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist vom Aussterben bedroht und wird in dieser Kategorie auf der nationalen Roten Liste geführt. Es ist die einzige heimische Schildkrötenart und ein Relikt aus der Urzeit.

Sie brauchen nährstoffreiche Stillgewässer mit flachen Ufern, Totholz und sonnigen Sandhügeln in der Nähe, um ihre Nester zu graben und Eier zu legen.

Die Sumpfschildkröten verlieren ihren Lebensraum. Wegen des Klimawandels sind viele Gewässer in Nord-Brandenburg bereits ausgetrocknet. Oder sie wurden früher für die intensive Landnutzung trockengelegt. Dann hält die Landschaft in heißen trockenen Perioden kaum noch Wasser zurück. 

Wie eine Arche Noah in Brandenburg

Im Artenkompetenzzentrum Rhinluch im brandenburgischen Linum arbeiten Fachleute und Ehrenamtliche gemeinsam daran, die Bestände der Sumpfschildkröte zu stabilisieren. Dazu gehört neben Schutzmaßnahmen im Freiland auch die Nachzucht der Tiere unter kontrollierten Bedingungen.

Dr. Norbert Schneeweiß und sein Team betreuen die Nachzucht und bereiten die Auswilderung der jungen Sumpfschildkröten vor. Außerdem haben sie die wilden Vorkommen immer genau im Blick. Wie geht es der Population? Ist der Lebensraum intakt? 

Bei der Nachzucht wird nichts dem Zufall überlassen

Die Eier werden bei idealen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen in Inkubatoren ausgebrütet. Alles wird genau dokumentiert und permanent überprüft. Denn: Jedes Ei ist wertvoll!

Jährlich werden zwischen 40 und 80 Jungtiere in die Natur entlassen. Und jedes ist ein Hoffnungsträger für die Art. 

Umzug ins Aquarium

Die jungen Schildkröten ziehen dann gemeinsam um. Es ist der erste vieler weiterer Umzüge. Der Letzte ist dann hoffentlich der in einen passenden Lebensraum und damit in die Freiheit.

Überleben im Hochsicherheitstrakt

Auf dem Gelände in Linum gibt es diverse Außengehege. Hier wurden für die Schildkröten passende Lebensbedingungen geschaffen, damit sie sich vermehren können. 

Die Gehege sind mit Stromzäunen gesichert und zwar aus gutem Grund. Nesträuber und Beutegreifer sollen nicht in die Anlage gelangen. 

Sumpfschildkröten faszinierten Heinz Sielmann

Im Jahr 2004 unterstütze die Heinz Sielmann Stiftung zum ersten Mal die Auswilderung der Sumpfschildkröten und das Anzuchtprojekt in Linum. Seitdem verbindet die Stiftung und das Artenkompetenzzentrum eine langjährige und gute Partnerschaft. 

Heinz Sielmann ließ es sich damals nicht nehmen, persönlich bei der Schildkörtenauswilderung dabei zu sein.

Hoher Betreuungsaufwand

Neben allen Maßnahmen in der Anzuchtstation, ist es enorm wichtig, die Bedingungen in der freien Natur zu optimieren. Haupt- und Ehrenamtliche sind ständig im Einsatz, um Zäune zum Schutz vor Raubtieren zu warten und zu reparieren.

Außerdem müssen Eiablageplätze gepflegt und die Nester mit Maschendraht vor Räubern geschützt werden. Monitoring und Datenauswertung gehören ebenfalls zu den Aufgaben des Artenkompetenzzentrums Rhinluch. 

Der große Tag

Und nach allen Anstrengungen und Mühen kommt für die kleinen Schildkröten irgendwann der große Tag. Sie werden in die Freiheit entlassen. 

Alle Maßnahmen zeigen allmählich Erfolge. Die Population verjüngt sich, gilt allerdings noch nicht als stabilisiert. Noch geht es nicht ohne die Nachzucht und Auswilderung und den unermüdlichen Einsatz vieler engagierter Menschen.

Jede Spende hilft!

Unterstützen Sie den Schutz der letzten Sumpfschildkröten und helfen Sie die Art vor dem Aussterben zu bewahren.

Über den Autor

Nora Künkler
Nora Künkler ist studierte Biologin und arbeitete bis März 2023 als Pressesprecherin bei der Heinz Sielmann Stiftung. Aktuell schreibt sie freiberuflich für die Stiftung.

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