© Volker Gehrmann, www.karacho.berlin

Wilde Weiden

Naturschutz auf vier Beinen

Weidetiere im Einsatz für die Natur

Über die spärlich mit Gräsern bewachsene Steppe weht ein eisiger Wind. Eine Herde Wildpferde zieht gemütlich grasend vorbei. Etwas entfernt am Waldrand stellen sich Auerochsen schützend um die Kälber ihrer Herde. Nach der letzten Eiszeit wurde der europäische Kontinent von großen Pflanzenfressern bewohnt. Ihr Verhalten gestaltete die Landschaft. Es entstand ein komplexes und aufeinander abgestimmtes Ökosystem mit einer besonders hohen Artenvielfalt. Bis heute hat sich das Gesicht Mitteleuropas mehrmals drastisch verändert – seitdem immer durch Menschenhand. Doch selbst die Landschaften unserer Kindheit existieren heute nicht mehr. Die Industrialisierung der Landwirtschaft hat Nutztiere in Megaställe verbannt. Wir von der Heinz Sielmann Stiftung setzen uns für den Erhalt artenreicher Kulturlandschaften ein. Rinder, Pferde und andere Huftiere sind für uns Partner statt Mittel zum Zweck, denn ihnen folgt eine unvorstellbare Vielfalt wörtlich auf dem Fuße.

Weide-Wiki

200

Käferarten ernähren sich fast ausschließlich vom Dung unserer Weidetiere.

45 %

dieser Käferarten stehen auf der Roten Liste.

365 Tage

im Jahr verbringen die Weidetiere im Freien.

etwa 10 Jahre

vergehen, bis auf einer neuen Weide die natürliche Pflanzengemeinschaft komplett ist.

30

Weidetier-Rassen werden auf der Roten Liste der Haustierrassen mindestens als gefährdet eingestuft.

Grün ist nicht gleich grün

Weiden werden – klar – von Weidetieren beweidet. Jede Tierart oder Rasse hat ihre eigene Fressgewohnheit. Manche bevorzugen steppenartige Lebensräume, manche kommen gut auf feuchten Standorten zurecht.

Wiesen werden in bestimmten Abständen gemäht, mal häufiger mal seltener über das Jahr verteilt. Die unterschiedlichen Nutzungen führen zu einer anderen Entwicklung der Landschaft und Artengemeinschaften.

Behutsam zu mehr Vielfalt

Behutsame Beweidung, der Fachbegriff ist extensive Beweidung, wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus. Vor ein paar Jahren wurde die extensive Beweidung offener Landschaften noch als romantisches Liebhaberprojekt abgetan. Unrentabel, zu aufwändig – so die Kritik. Trotz der Unkenrufe hat sich diese Form der Landschaftspflege etabliert. Relativ kostengünstig oder kostenneutral können Schutzziele erreicht werden. In vielen Projekten können alte Nutztierrassen erhalten werden. Denn neben dem Erreichen der Naturschutzziele ermöglicht die Weidehaltung die Vermarktung begehrter und qualitativ hochwertiger Lebensmittel.

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© Volker Gehrmann/info@karacho.berlin

Gut für unser Klima

Weiden speichern Kohlendioxid. Nicht nur die Pflanzen, sondern vor allem der Humus im Boden bindet große Mengen des klimaschädlichen Gases. Langfristig genutzte Weideflächen sind also Kohlenstoffsenken, im Gegensatz zu intensiv genutztem Ackerland, das Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre abgibt. Aber Weiden sind nicht nur Klimaschützer, sondern reinigen auch Regenwasser. Die dichte Wurzeldecke der Pflanzen wirkt wie ein Filter und sorgt für sauberes Trinkwasser. Gleichzeitig können große Mengen Niederschlagswasser aufgenommen werden. Hochwasserspitzen werden so abgemildert. Und zu guter Letzt halten die Wurzeln den Boden fest und schützen die Flächen vor Erosion.

Wir wohnen hier!

Den Weidetieren folgt eine Heerschar Insekten. Kugelige Mistkäfer krabbeln umher, Wildbienen bauen Nistplätze in Sandlöchern, Schmetterlinge saugen Nektar an seltenen Pflanzenarten. Diese Vielfalt und Menge an Insekten lockt wiederum zahlreiche Vögel an.

Scharren, schubbern und schälen

Das Fressverhalten und die Gewohnheiten verschiedener Weidetiere führt zu unterschiedlichen Strukturen in der Landschaft. Schafe verschmähen Büsche und Bäume. Ziegen wiederum knabbern gern an frischen Knospen, Blättern und Ästen. Große Rinder oder Pferde öffnen mit ihren Hufen den Boden, sodass Wildbienen Nistplätze in der blanken Erde finden. Die Wisente in der Döberitzer Heide drücken ganze Gebüsche zu Boden beim Versuch, den Juckreiz am Rücken zu lindern. So entstehen Kleinst-Lebensräume für Kleinst-Lebewesen. Das Mosaik unterschiedlichster Strukturen auf engem Raum ist der Grund für die hohe Zahl von Insekten- und Vogelarten, die man auf wilden Weiden findet.

Huftritte in der Nähe von Wasserstellen hinterlassen kleine Pfützen und Tümpel. Amphibien laichen dort und Insekten finden eine bequeme Möglichkeit zu trinken. Seltene Pflanzen gedeihen dort ohne Konkurrenz.

In Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide helfen Wisente bei der Landschaftspflege. Sie halten sich gern im Wald auf und schaffen dort Lichtungen, wenn Bäume und Büsche unter ihrem Gewicht zusammenbrechen.

Verschmähte Kost

Hummel auf pinker Blüte© 2199_de / stock.adobe.com

Nicht jedes Gras oder Kraut schmeckt unseren Weidetieren. Pflanzen wehren sich mit Dornen, Stacheln und Gift. Wenn sie verschont werden, ergeben sich tolle Blühaspekte mit Nektar und Pollen für Insekten.

Wellness für Pferde

Drei Przewalskipferde wälzen sich im Sand und wirbeln Staub auf.© Heinz Sielmann Stiftung

Die Przewalski-Pferde, aber auch alle anderen Weidetiere lassen es sich gut gehen. Sandbäder helfen gegen Parasiten. Im freigelegten blanken Boden finden viele tierische und pflanzliche Spezialisten ihre Nische.

Samen verfangen sich im Fell der Weidetiere. Diese nehmen die blinden Passagiere mit auf eine Reise ins Ungewisse. Nicht jeder Samen landet am passenden Ort. Doch die, die zufällig an der richtigen Stelle herunterfallen, erhalten ihre Art.

Ziegen sind sehr genügsam. Sie knabbern gern an frischen Trieben und Knospen. So halten sie Gehölze in Schach. Die Landschaft bleibt offen und bietet mehr Raum für konkurrenzschwache Pflanzenarten.

© Ralf Donat

Vielfalt in Gefahr

Weiden sind Kulturlandschaften. Sie können nur durch Nutzung geschützt werden. Doch die Intensivierung der Landwirtschaft, aber auch die Aufgabe der Nutzung wegen fehlender Rentabilität führt zum Verlust von artenreichem Grünland.

Drei-Gänge-Menü für die Artenvielfalt

Schau mal über deinen Tellerrand!

Die Intensivierung der Tierhaltung schadet nicht nur dem Klima, sondern verdrängt auch artenreiche Lebensräume.  Mit unserem Hunger nach Fleisch und Milchprodukten heizen wir den Klimawandel immer weiter an und verantworten die aktuelle Biodiversitätskrise.

Beiß die Zähne zusammen!

Eine fleischarme oder vegetarische Ernährung hat eine deutlich bessere Klimabilanz. Du möchtest nicht auf Steak und Wurst verzichten? Dann halte Ausschau nach regionalem Weidefleisch. So unterstützt du kleine Betriebe, nebenbei tust du etwas für den Artenschutz.

© GREEN SCREEN PR/Lina Kastl
„Der große Wurf im Naturschutz kann ganz einfach gelingen: Wilde Weiden sind gut für´s Klima, bieten eine schöne Landschaft und ein maximum an Tierwohl und fördern die Artenvielfalt wie kein anderer Lebensraum.“

Jan Haft

Autor, Regisseur und Naturschützer

Wir pflegen artenreiche Kulturlandschaften

Seit jeher engagiert sich die Heinz Sielmann Stiftung für den Erhalt artenreicher Kulturlandschaften. In Sielmanns Biotopverbünden und Naturlandschaften setzen wir gemeinsam mit Partnern großflächig Beweidungsprojekte um. Neben der Umsetzung naturschutzfachlicher Aspekte spielt auch der Erhalt alter Nutztierrassen eine Rolle. Genauso versuchen wir, regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen. Wir sind aber auch offen für neue Wege und probieren innovative Ansätze aus.

 

Flächen kaufen - Wilde Weiden entwickeln

Unterstützen Sie uns, um Flächen zu kaufen, auf denen wir die Pflege mit Weidetieren umsetzen.

    Drei gute Gründe für Ihre Spende

    Refugien

    Nachhaltigkeit

    Unsere Arbeit ist auf Langfristigkeit ausgerichtet. Eingesetzte Spendengelder tragen nachhaltig zum Erhalt unserer biologischen Vielfalt bei.

    Offenheit

    Besuchen Sie unsere Sielmanns Naturlandschaften und machen Sie sich persönlich vor Ort ein Bild von unserer erfolgreichen Naturschutzarbeit.

    Gemeinschaft

    Werden Sie Teil einer Gemeinschaft, die sich für Naturschutz einsetzt. In Veranstaltungen können Sie sich austauschen und Erfahrungen teilen.

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