© Sielmann-Produktion

News & Presse

Erstmalige Ansiedlung von jungen Laubfröschen aus Nachzucht im Landkreis Ravensburg

Grüner Frosch sitzt im Wasser, um ihn herum grüne Pflanzen© Max Kesberger / Heinz Sielmann Stiftung
Angelegter Tümpel mit Wasser, dahinter eine Wiese und ein Baum© Heinz Sielmann Stiftung

Heute wurden die ersten jungen Laubfrösche an einem neu angelegten Tümpel im Landkreis Ravensburg aus der Aufzuchtstation in die Freiheit entlassen. Die Aussetzung der Laubfrösche ist ein wichtiger Meilenstein des Projekts „50 Tümpel für den Laubfrosch“ und gilt als erstmalig im gesamten süddeutschen Raum.

Im Rahmen des Projekts „50 Tümpel für den Laubfrosch“ wurden heute die ersten 26 von insgesamt 300 nachgezüchteten Jungfrösche erfolgreich in Kißlegg ausgesetzt. Um die Populationen zu verstärken, wurde im Frühjahr Laich eingesammelt und in der Aufzuchtstation aufgezogen.

„Während sich in der freien Natur nur ein Bruchteil der Eier zu jungen Fröschen entwickelt, erreichen in unserer Aufzuchtstation rund 99 Prozent dieses Stadium“, erklärt Moritz Ott, Wildtierökologe und stellvertretender Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Ravensburg. Er betreibt die Aufzuchtstation am Bodensee und hat die Nachzucht betreut.

Wichtiger Meilenstein im Projekt

Die Heinz Sielmann Stiftung, der LEV Ravensburg und der Landkreis Ravensburg haben sich zum Ziel gemacht, dem Laubfrosch im Landkreis wieder bessere Überlebenschancen zu bieten. Dazu sollen bis 2027 insgesamt 50 Tümpel neu angelegt oder renaturiert werden. Das Projekt wird zum größten Teil durch eine Förderung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg finanziert.

Die ersten Ergebnisse sind erfreulich, die Tümpel werden gut angenommen. Nun ist ein wichtiger Zeitpunkt erreicht, um die Ansiedlung des Laubfrosches durch Populationsmanagement zu erleichtern. Noch in diesem Jahr werden an verschiedenen Tümpeln insgesamt 300 Frösche ausgesetzt. In den kommenden Jahren wird die Aussetzung wiederholt.

Herausforderungen bei der Aufzucht

Da Laubfrösche Haftscheiben an ihren Zehen besitzen, die sie zu hervorragenden Kletterern machen, ist die Aufzucht im Vergleich zu anderen Froscharten besonders herausfordernd. Biologe MoritzOtt berichtet: „Selbst glatte Fensterscheiben stellen für Laubfrösche kein Hindernis dar. Daher mussten wir sie rechtzeitig aus den Wasserbecken absammeln und in ausbruchssichere Freilandterrarien umsetzen. Dort haben wir sie bis zur Aussetzung zwei Wochen lang mit kleinen Fliegen gefüttert.“

Aussterben hätte unvorhersehbare Folgen

Der Laubfroschbestand ist in den vergangenen Jahrzehnten im Landkreis Ravensburg bedenklich zurückgegangen. Der kleine Frosch ist ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme. Er ernährt sich von Insekten, die teilweise auch als Schädlinge gelten, wie Stechmücken und Blattläusen. Gleichzeitig dient er vielen Tiergruppen als Nahrung, wie Vögeln, Reptilien und Säugetieren. Matthias Roth, Projektmitarbeiter der Heinz Sielmann Stiftung, betont: „Die Bedeutung des Laubfrosches ist nicht zu unterschätzen. Stirbt er aus, ist es nicht nur schade um diese schöne Art. Ein Aussterben hätte gravierende Auswirkungen für die Netzwerke in unserer Natur.“  

Genetische Vielfalt als Überlebensgrundlage

Beim Aussetzen der Frösche geht es nicht nur darum, die Individuenzahl zu erhöhen. Besonders wichtig ist die Förderung der genetischen Vielfalt, die die Unterschiede im Erbgut einer Artenpopulation bezeichnet. Wenn Populationen zu klein werden, weil sie sich auf kleine Lebensräume zurückziehen müssen, ist die Vielfalt der Gene gefährdet. Das schwächt die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Umweltveränderungen und erhöht die Chance, dass die Art an diesen Standorten ausstirbt.

Beim Aussetzen der Tiere wird daher besonders darauf geachtet, wo eine genetische Anpassung notwendig ist. „Ein Teil der aufgezogenen Tiere wird wieder in die ursprünglichen Laichgewässer zurückgebracht. Mit dem restlichen Teil besiedeln wir neue Lebensräume – Gewässer, die der Laubfrosch aufgrund von menschlicher Zersiedelung und Flächennutzung heute nicht mehr eigenständig erreichen könnte“, erklärt Matthias Roth.

Für das Projekt werden weitere Flächen für Amphibientümpel gesucht, besonders in den Gebieten rund um den Altdorfer Wald, wie Schlier, Bergatreute, Baindt und Kißlegg. Flächenbesitzer können sich jederzeit an das Projektbüro der Heinz Sielmann Stiftung in Überlingen wenden.

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.