Flora, Axel und Cleo: Das sind drei der insgesamt 24 Feldhamster, die seit Juni im Süden Göttingens leben. Auf einer zwei Hektar großen Fläche wurden die Tiere freigelassen. Bereits im vorigen Jahr waren hier Feldhamster ausgewildert worden, ebenfalls durch den Verein AG Feldhamsterschutz Niedersachsen. Die Heinz Sielmann Stiftung fördert das Projekt.
„Damit die Feldhamster hier ohne äußere Unterstützung überleben können, sind mindestens 100 Tiere nötig“, sagt Nina Lipecki, Vorsitzende des Vereins AG Feldhamsterschutz Niedersachsen. Der Verein hat die nun ausgewilderten Tiere zuvor in seiner eigenen Zuchtstation in Koldingen herangezogen. „Die im vergangenen Jahr freigelassenen Tiere haben sich hier auch bereits vermehrt“, so Lipecki weiter. Mindestens acht Jungtiere seien 2024 geboren worden. Ein gutes Zeichen für das Projekt.
Wichtige Rolle in der Agrarlandschaft
Feldhamster (Cricetus cricetus) sind populär, doch in Deutschland vom Aussterben bedroht. Die Tiere sind auf flache Ackerlandschaften mit guten, tiefgründigen Böden und einem reichen Angebot an Früchten und Körnern angewiesen. In der Landwirtschaft galten sie lange als Schädlinge und wurden sogar bekämpft. Das ist längst Vergangenheit: Mittlerweile gilt die Art deutschlandweit als vom Aussterben bedroht. Durch spät wachsende Feldfrüchte wie Mais und moderne Erntemaschinen fehlt den Tieren heute die nötige Deckung in ihrem Lebensraum. Für Raubtiere werden sie dadurch zu leichter Beute. Zugleich sind Feldhamster mit ihren Aktivitäten wichtige Elemente der Agrarlandschaft: Mit ihren Bauten durchlüften sie etwa die Böden.
In der Region Göttingen galten die Tiere bereits als verschwunden. Nur eine kleine, isolierte Restpopulation auf dem Nordcampus der Universität konnte sich halten. Um das vollständige Aussterben der Art in der Region zu verhindern, initiierte die AG Feldhamsterschutz Niedersachsen e. V. zunächst ein Projekt für die Erhaltungszucht und anschließend für Auswilderungen. Im Mai 2026 sollen weitere Tiere auf der Fläche in Göttingen-Geismar freigelassen werden.
Wiederansiedlung nach strengen Richtlinien
Derweil beobachten Wildtierkameras die Tiere. Außerdem wird in monatlichen Fangnächten der Zustand der Hamsterpopulation kontrolliert. Die Tiere wurden in vorgebohrte Erdbaue, die durch Gitterboxen geschützt sind, ausgesetzt, sodass sie sich insbesondere in der Anfangszeit besser vor Greifvögeln zurückziehen können. Ein um das Gebiet gezogener Elektrozaun soll sie vor Füchsen und anderen Eindringlingen schützen. Das Freilassen der Tiere folgt dabei den Richtlinien der World Conservation Union (IUCN) für Wiederansiedlungen. Der Prozess wird naturschutzfachlich begleitet, die Flächen den Bedürfnissen der Tiere entsprechend vorbereitet.
Hier finden Sie mehr Informationen zu diesem Förderprojekt und dem weiteren Engagement der Heinz Sielmann Stiftung für den Feldhamsterschutz in Niedersachsen.