„Seit wir die Brutinseln installiert haben, können wir nun schon den dritten Sommer infolge einen außergewöhnlichen Bruterfolg bei den Flussseeschwalben verzeichnen. Unsere Investition in die Brutinseln hat sich damit mehr als ausgezahlt: Der Bestand der Flussseeschwalben an den Groß Schauener Seen hat sich stabilisiert und wächst. Die Seenkette ist dadurch auf dem besten Weg, zu einem bedeutenden Brutgebiet für die bedrohten Vögel in Brandenburg zu werden", erklärt Tim Funkenberg, Leiter der Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen.
Künstliche Brutinseln bieten Schutz vor Fressfeinden
Im Frühjahr 2023 ließ die Heinz Sielmann Stiftung mit Unterstützung der örtlichen Fischerei Köllnitz und Mitarbeitenden der Naturwacht jeweils eine künstliche Brutinsel auf dem Großen Wochowsee und dem Großen Selchower See zu Wasser. Mit jeweils sechs Quadratmetern Fläche bieten die Inseln ideale Bedingungen für die anspruchsvollen Vögel. Flussseeschwalben benötigen zum Brüten vegetationsfreie Flächen in möglichst ungestörter Lage.
Die schwimmenden Plattformen aus Aluminium sind mit Sand und Kies befüllt, um natürliche Uferstreifen zu imitieren. Der glatte Aluminiumrahmen verhindert, dass Waschbären und andere Fressfeinde hinaufklettern können. Kleine Schutzdächer aus Holz bieten den noch nicht flugfähigen Küken zudem Schutz vor Angriffen aus der Luft.
Ein Ring als Personalausweis
Bevor die Jungvögel flügge sind, werden sie von Mitarbeitenden der Heinz Sielmann Stiftung und der Naturwacht gezählt und beringt. Sämtliche Jungvögel erhalten einen individuellen, leichten Metallring am Bein mit spezifischen Kennzeichnungen. Diese Markierung ermöglicht es Wissenschaftlern, die Lebensgeschichte und das Wanderverhalten einzelner Vögel nachzuvollziehen. Aus diesen Daten lassen sich im Laufe der Zeit Rückschlüsse auf die Bestandsgröße, das Ausbreitungsverhalten einer Art oder die Altersstruktur und Überlebensrate innerhalb einer Population ziehen. Naturschutzexperten wie Tim Funkenberg können daraus wiederum konkrete Maßnahmen für den Artenschutz ableiten.
Bei der diesjährigen Beringung machten Funkenberg und seine Kollegen noch eine weitere erfreuliche Entdeckung: „Beide Brutinseln sind in diesem Jahr sehr gut besetzt. Zahlreiche Nester mit Eiern werden aktuell noch bebrütet. Wir können also davon ausgehen, dass in den kommenden Tagen noch weitere Küken das Licht der Welt erblicken werden“, berichtet Funkenberg.
Aus der Nähe beobachten
Wer die Flussseeschwalben einmal selbst beobachten möchte, sollte einen Ausflug in Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen machen. Vom Gelände der Fischerei Köllnitz führt ein etwa 1,5 Kilometer kurzer und kinderwagentauglicher Naturlehrpfad bis zum Sielmann-Beobachtungsturm Selchow.
Die Aussicht vom Turm bietet freien Blick auf den Großen Wochowsee und eine der zwei Brutinseln. Mit etwas Glück kann man von dort aus die Flussseeschwalben dabei beobachten, wie sie an den Seerosengürteln im Uferbereich nach kleinen Fischen jagen und mit der Beute im Schnabel zurück zur Brutinsel fliegen, um ihren Nachwuchs zu füttern. Auch Fischadler, Seeadler oder Rotmilan nutzen die Uferbereiche als Jagdgebiet. „Wir empfehlen in jedem Fall, ein Fernglas mitzubringen, dann sind hier außergewöhnliche Naturbeobachtungen möglich“, sagt Funkenberg.
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