Auch wenn es in der vergangenen Woche häufiger geregnet hat, blieb ein ausgiebiger Landregen in weiten Teilen Brandenburgs aus. In den Sielmanns Naturlandschaften in Brandenburg gab es in den Monaten März bis Mai kaum nennenswerte Niederschläge. Die Folgen sind deutlich sichtbar: Kleingewässer, Feuchtwiesen und Moore – wichtige Lebensräume mit hoher ökologischer Bedeutung – sind vielerorts ausgetrocknet.
Historische Dürre bedroht Amphibien
Besonders betroffen sind Amphibien wie die bereits stark gefährdete Rotbauchunke. „Im Naturschutzgebiet Ferbitzer Bruch in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide konnte man bis vor wenigen Jahren ein wahres Rotbauchunken-Konzert im Frühjahr erleben. Jetzt rufen nur noch vereinzelt Männchen. Die Chance, eine Partnerin zu finden, ist niedrig, und ob die Kaulquappen überleben, ist ungewiss", berichtet Jörg Fürstenow, zuständig für ökologisches Monitoring und Landschaftspflege-Management bei der Heinz Sielmann Stiftung.
Die Amphibien legen ihren Laich in Gewässern ab, die jedoch aufgrund des fehlenden Niederschlags zunehmend austrocknen. Die empfindlichen Eier und jungen Kaulquappen vertrocknen oder leiden unter Sauerstoffmangel im zu warmen Wasser.
Herausforderungen für Brutvögel
Die Trockenheit wirkt sich auch auf Vögel aus, insbesondere auf Bodenbrüter wie den Kranich. Dieser legt seine Nester so an, dass sie von Wasser umgeben sind – eine natürliche Barriere gegen Fressfeinde wie Fuchs und Waschbär. „Wenn in Feucht- und Bruchwäldern kein Wasser steht, haben die Nesträuber leichteren Zugang", erklärt Fürstenow. Die Folge: Immer häufiger bleibt die Brut erfolglos, was die Bestände des Kranichs und anderer bodenbrütender Vögel langfristig beeinträchtigt.
Seltene Orchideen verschwinden im Rekordtempo
Auch die Pflanzenwelt leidet unter der anhaltenden Trockenheit. Arten, die an feuchte Standorte angepasst sind, vertrocknen, bevor sie Samen für die nächste Generation ausbilden können. Die Bestände gefährdeter Orchideenarten wie dem Helmknabenkraut (Orchis militaris) oder dem Fleischfarbenen Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) auf den Feuchtwiesen des Ferbitzer Bruchs zeigen seit Jahren einen rückläufigen Trend.
Maßnahmen zum Wasserrückhalt sollen helfen
„Mit verschiedenen Maßnahmen versuchen wir, den Arten die Möglichkeit zu geben, auf andere Lebensräume auszuweichen und so auf die Veränderungen zu reagieren", sagt Fürstenow. Aktuell setzt die Heinz Sielmann Stiftung ein vom Land Brandenburg gefördertes, mehrjähriges Artenschutzprojekt im Ferbitzer Bruch um, mit dem Ziel, einen verbesserten Wasserrückhalt in dem Feuchtgebiet zu schaffen.
Ein im vergangenen Winter installiertes Klappenwehr hält nun Regenwasser zurück, das sonst über den Großen Graben in die Havel abfließen würde. Verschiedene Kleingewässer wurden vertieft, damit der Zulauf aus wasserführenden Schichten erhalten bleibt. Die Gelege von bodenbrütenden Vögeln werden in einem Pilotprojekt mit Elektrozäunen vor Fressfeinden geschützt.
Dringend höhere Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen nötig
Die Maßnahmen der Heinz Sielmann Stiftung sind auf regionaler Ebene wirksam. Daneben seien aber vor allem mehr großflächige Renaturierungsmaßnahmen und naturnahe Landwirtschaft erforderlich, betont Naturschutz-Experte Fürstenow: „Die Länder und Kommunen müssen deutlich mehr in den Wasserrückhalt investieren."
Die schon jetzt sichtbaren Klimawandelfolgen zeigten: Es braucht mehr Engagement für Klimaschutz und Wasserrückhalt auf allen Ebenen. „Wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, verlieren wir unwiederbringlich wertvolle Ökosysteme, die für die Artenvielfalt und letztlich auch für uns Menschen überlebenswichtig sind", warnt Fürstenow.
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