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Kreuzotter

Scheue Jägerin

Geheimnisvolle Welt der Kreuzottern

In Deutschland ist die Kreuzotter (Vipera berus) eine faszinierende, aber oft missverstandene Schlange. Sie hat das wohl größte Verbreitungsgebiet einer Landschlange überhaupt, welches sich von Schottland bis fast nach Japan erstreckt. In Europa ist sie von Skandinavien bis zum Mittelmeerraum in mehreren Unterarten vertreten. Ihre Lebensräume sind sensible Biotope wie Moore und Heideflächen, die zunehmend durch menschliche Eingriffe bedroht sind. Somit ist die Kreuzotter inzwischen selten geworden und gilt laut Roter Liste in Deutschland als stark gefährdet. Deshalb ist es wichtig, die Bedeutung dieser scheuen Reptilien für das Ökosystem zu verstehen und sich aktiv zu ihrem Schutz einzusetzen.

Kreuzotter-Fakten

Mit 4 - 5 Jahren

sind Kreuzottern geschlechtsreif.

alle 7 - 10 Tage

fressen adulte Kreuzottern eine Maus oder ein ähnlich kleines Tier.

10 - 20 Jungtiere

gebären weibliche Kreuzottern durchschnittlich pro Wurf.

10 - 30 Jahre

alt kann eine Kreuzotter in freier Wildbahn werden.

50 - 70 Zentimeter

ist die durchschnittliche Körperlänge einer Kreuzotter, wobei die Männchen schlanker sind als die Weibchen.

Knapp über 30 °C

Körpertemperatur benötigen Kreuzottern für optimale Aktivität. Diese können sie schon bei Lufttemperaturen von 10°C erreichen.

Überleben mit minimalen Ressourcen

Die Kreuzotter passt sich perfekt an verschiedene Lebensräume an. Perfekt getarnt und kälteresistent wahrt sie das ökologische Gleichgewicht. Trotz ihrer Widerstandsfähigkeit ist sie auf spezifische Lebensräume angewiesen.

Meisterin der Anpassung an ihre natürliche Umgebung

Ihren Namen verdankt die Kreuzotter wahrscheinlich dem breiten Zickzackband auf ihrem Rücken und Kopf. Dieses dunkle Farbmuster variiert je nach Lebensraum und Individuum und dient dazu, sich in ihrem natürlichen Lebensraum zu tarnen und Beute zu überraschen. In vielen Regionen findet man auch komplett schwarze Kreuzottern. Kreuzottern sind kälteresistent und kommen mit extrem wenig Nahrung aus. 20 - 30 Mäuse pro Jahr reichen einer ausgewachsenen Kreuzotter. Ein Hermelin bräuchte eine solche Menge in nur einer Woche. Damit können Kreuzottern in extrem nahrungsarmen und kühlen Habitaten wie beispielsweise Mooren ausreichend große Populationen aufbauen. Gegen Trockenheit und Konkurrenz sind sie jedoch schlecht gerüstet.

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Zwischen Sonnenstrahlen und Schatten

Besonders häufig findet man Kreuzottern in den Mittelgebirgen und den nördlichen Regionen Deutschlands. Sie bevorzugen feuchte, kühle und strukturreiche Lebensräume wie Moore, Feuchtgebiete, Heideflächen, Waldränder und lichte Wälder. Diese Lebensräume bieten nicht nur Schutz und Verstecke, sondern auch ausreichend Sonnenplätze und Beutetiere wie Mäuse und Spitzmäuse. Wie für viele Schlangenarten typisch sind Kreuzottern tagaktiv und nutzen gerne trockenes Gras oder Äste, um sich zu sonnen. Das hilft ihnen, ihre Körpertemperatur zu regulieren und Energie für die Jagd zu tanken.

 

 

Unverzichtbare Jäger für ein ausgewogenes Ökosystem

Als Raubtiere tragen Kreuzottern zur Regulierung der Populationen kleiner Nagetiere und Amphibien bei, wodurch sie indirekt das Wachstum von Pflanzen und die Gesundheit des Bodens beeinflussen. Indem sie Mäuse, Ratten und andere Kleinsäuger jagen, verhindern sie übermäßigen Fraßschaden an jungen Pflanzen und Samen, was für den Erhalt der Pflanzenvielfalt in ihren Habitaten entscheidend ist. In unserer globalisierten und sich immer mehr erwärmenden Welt tragen sie dazu bei, gefährliche, von Mäusen übertragene Viren, wie Hanta oder Borna in Schach zu halten.

Aber auch Kreuzottern sind Bestandteil der Nahrungskette. Sie dienen größeren Raubtieren, wie Greifvögeln und Wildschweinen, als Beute. Dies zeigt, wie vernetzt und abhängig die verschiedenen Arten innerhalb eines Ökosystems voneinander sind. Ein Rückgang der Kreuzotterpopulation könnte also weitreichende negative Folgen für das gesamte Ökosystem haben.

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Scheue Kreuzottern 

Übertriebene Angst und einfache Vorsichtsmaßnahmen

Eine Frau bückt sich beim Beerensammeln hinunter in die Büsche© www.push2hit.de / stock.adobe.com

Viele Menschen haben Vorbehalte und Ängste gegenüber Schlangen. Die Kreuzotter ist – neben der Aspisviper an der Grenze zur Schweiz – eine von zwei Giftschlangen Deutschlands. Trotzdem ist sie für den Menschen in der Regel keine ernsthafte Gefahr. Die Begegnung mit einer Kreuzotter in freier Wildbahn ist eine seltene und faszinierende Erfahrung. Darum sind Bisse von Kreuzottern sehr selten und meist eine Reaktion auf Bedrohung oder überraschenden Kontakt. Kreuzottern sind sehr scheue Tiere und beißen nicht aggressiv. Bei drohender Gefahr bevorzugen sie es vielmehr, sich zurückzuziehen. Die Folgen eines Bisses können ganz unterschiedlich sein – angefangen von einer wespenbissartigen Wunde bis hin zu Kreislaufkollaps und Herzstillstand. Generell sind die Symptome sehr gut zu behandeln, aber ein Kreuzotterbiss ist trotzdem äußerst unangenehm und mit Schmerzen verbunden. Man sollte ihn immer als medizinischen Notfall betrachten und sich unbedingt in ein Krankenhaus fahren lassen, denn sollte eine (seltene) allergische Reaktion auftreten, zählt jede Minute.

 

  • Beim Wandern in bekannten Kreuzotterhabitaten sind feste Schuhe und Aufmerksamkeit der beste Schutz. Stören oder fangen Sie die Tiere nicht. Vermeiden Sie es, unter Steinen oder Holzstapeln nachzusehen, wo sich Schlangen verstecken könnten. Treten Sie nicht unvermittelt in Büsche (bspw. beim Blaubeeren-Pflücken im Wald), sondern warnen Sie eventuelle Schlangen mit einem Stock vor. Wenn Sie eine Kreuzotter sehen, bleiben Sie ruhig und bewegen Sie sich langsam zurück. Die Schlange wird in den meisten Fällen fliehen. Sollte es dennoch zu einem Biss kommen, bewahren Sie Ruhe und suchen Sie sofort ärztliche Hilfe auf.

     

     

Gefahren für die Kreuzotter

Trotz ihrer weiten Verbreitung gilt die Kreuzotter laut Roter Liste Deutschlands als "stark gefährdet". Eine der größten Bedrohungen stellt der Verlust und die Fragmentierung ihrer natürlichen Lebensräume dar. Durch intensive Landwirtschaft, Urbanisierung und den Ausbau von Infrastrukturprojekten werden die Lebensräume der Kreuzotter zunehmend zerstört. Dadurch verlieren sie ihre Lebensräume und Wanderkorridore, was ihre Populationen isoliert und den genetischen Austausch erschwert. Der Einsatz von Pestiziden reduziert die Populationen von Beutetieren wie kleinen Säugetieren und Amphibien, auf die die Kreuzottern angewiesen sind. Eine reduzierte Nahrungsverfügbarkeit schwächt die Schlangen und macht sie anfälliger für Krankheiten und andere Stressfaktoren.

Auch Straßen und begradigte Flüsse behindern die Wanderungen der Kreuzotter. Viele Tiere werden beim Versuch, Straßen und Radwege zu überqueren, überfahren. Daneben stellt die Klimakrise eine weitere erhebliche Gefahr dar. Veränderungen im Klima, wie extrem heiße Sommer oder ungewöhnlich milde Winter, können das Verhalten, die Fortpflanzungszyklen und die Überwinterungsstrategien von Kreuzottern stören, was zu einem Rückgang der Populationen führen kann. Ganz direkt führt der Klimawandel durch ausgetrocknete Moore und den Schwund an Nahrung wie Fröschen zum Habitatsverlust. Außerdem führt die weit verbreitete Angst vor Schlangen dazu, dass viele Tiere unnötig getötet werden.

 

 

Das tun wir zum Schutz der Kreuzotter

Zum Schutz der Kreuzotter stellen wir in unserem Projektgebiet Nord- / Nordostbayern geeignete Lebensräume wie Moore und Heideflächen wieder her und achten auf strukturreiche Habitate. Auch in den fünf Sielmanns Naturlandschaften fänden wandernde oder angesiedelte Kreuzottern geeignete Lebensbedingungen vor. Schling- und Ringelnattern fühlen sich auf diesen Flächen bereits wohl.

Wir errichten und pflegen außerdem spezielle Schutzgebiete, um letzte Populationen der gefährdeten Schlange zu erhalten. Der Schutz der Kreuzotter ist nicht nur ein Ziel des Artenschutzes, sondern auch ein essenzieller Schritt zum Erhalt des ökologischen Gleichgewichts und der Biodiversität in natürlichen Landschaften. Indem wir diese faszinierende Schlange schützen, tragen wir aktiv zur Gesundheit und Stabilität unserer heimischen Ökosysteme bei.

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