2022 hatte die Heinz Sielmann Stiftung als Eigentümerin des Waldbiotops Weißenstein eine Untersuchung zu dort vorkommenden Fledermäusen in Auftrag gegeben. In dem jetzt vorliegenden Gutachten sind insgesamt neunzehn Fledermausarten gelistet, darunter mit der Alpenfledermaus[1] ein besonders spektakulärer Fund.
Im Widerspruch zu ihrem Namen kommt diese extrem seltene Art nicht ausschließlich in den Alpenregionen vor. Das höchstens neun Gramm schwere Säugetier zählt zu den Glattnasenfledermäusen und besitzt eine Flügelspannweite von rund 20 Zentimetern. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus Insekten, die es im Flug erbeutet.
Als allgemeine Gefährdungsursache gibt das Bundesamt für Naturschutz unter anderem den Verlust der Nahrungsgrundlage durch den Einsatz von Pestiziden an[2]. Da die Alpenfledermaus zunehmend Gebäude besiedelt, können Quartiere durch Sanierungsmaßnahmen verloren gehen, wenn diese nicht auf die Bedürfnisse der Fledermäuse abgestimmt sind.
Rund 80 Prozent aller deutschen Fledermausarten vorgefunden
Unter den nachgewiesenen Arten befindet sich auch das laut Roter Liste Deutschland vom Aussterben bedrohte Graue Langohr[3]. Des Weiteren gelang der Nachweis von jeweils drei stark gefährdeten und drei gefährdeten Arten wie beispielsweise der Bechstein[4]- oder der Nordfledermaus[5].
„Mit der Zweifarbfledermaus[6] und dem Kleinabendsegler[7] sind sogar zwei Arten gefunden worden, über die bisher kaum etwas bekannt ist und bei denen noch erheblicher Forschungsbedarf besteht“, erklärt Dr. Jörg Müller, Verantwortlicher für ökologisches Monitoring bei der Heinz Sielmann Stiftung: „Insgesamt sind wir von der Fülle an Fledermausarten in dem Waldbiotop begeistert. Immerhin sind es mehr als drei Viertel aller in Deutschland vorkommenden Arten“, so Müller.
Ein Waldparadies nicht bloß für Fledermäuse
Seit 2019 hat die Heinz Sielmann Stiftung unmittelbar am Weißensteiner Schloss rund 95 Hektar Waldfläche erworben. Die Stiftung möchte den dortigen Laubwald mit seinen alten und ökologisch wertvollen Buchenbeständen weitestgehend sich selbst überlassen. So wird eine möglichst naturnahe Entwicklung gefördert.
Da fast alle heimischen Fledermausarten Wälder nutzen, profitieren besonders viele von ihnen vom Weißensteiner Waldbiotop: Er ist ein optimaler Fledermauswald, denn er weist alle Stadien der natürlichen Waldentwicklung auf und ist daher reich strukturiert. Da auch abgestorbene Bäume stehen bleiben dürfen, bietet sich den Fledermäusen und auch anderen Tieren eine Vielzahl an Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten wie Nischen unter Borkenrissen, Baum- und verlassene Spechthöhlen.
Mehr über die Arbeit der Heinz Sielmann Stiftung und das Waldbiotop in Weißenstein erfahren Sie hier: Waldbiotop Weißenstein.
Weitere spannende Fakten finden Sie in unserem Tiersteckbrief Fledermäuse – Lautlose Insektenjäger
[1] Hypsugo savii
www.bfn.de/artenportraits/hypsugo-savii
[3] Plecotus austriacus
[4] Myotis bechsteinii
[5] Eptesicus nilssonii
[6] Vespertilio murinus
[7] Nyctalus leisleri