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Verschollene Wildbienen und Wespen in den Mooren von Wanninchen wiederentdeckt

© Hannes Petrischak/Heinz Sielmann Stiftung
© Ralf Donat/Heinz Sielmann Stiftung

Sie waren jahrzehntelang verschollen, sind stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht: Forschende haben eine erstaunliche Anzahl seltener Wildbienen und Wespen in den Mooren von Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen gefunden. Obwohl die Region jahrzehntelang schwer geschädigt wurde, konnten die Arten unbemerkt überleben.

Insgesamt 210 Arten, davon 113 Wildbienen und 97 Wespen: Das ist die bemerkenswerte Bilanz einer wissenschaftlichen Erfassung von Stechimmen in den Mooren von Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen. „Schon während der Auswertung deutete sich an, dass die Ergebnisse wirklich außergewöhnlich sein werden“, sagt Dr. Christoph Saure vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut. Er hat die Untersuchung im Auftrag der Heinz Sielmann Stiftung federführend durchgeführt.

Womit selbst Saure und sein Expertenteam nicht gerechnet haben: Von den vorgefundenen Arten ist fast jede fünfte in Brandenburg gefährdet (19 Prozent). Gut jede zehnte Art (13 Prozent) steht auf der deutschlandweiten Roten Liste. Drei der gefundenen Arten galten bislang in Brandenburg als verschollen oder ausgestorben. Ihre Ergebnisse publizierten die Experten nun im Fachblatt Märkische Entomologische Nachrichten. Laut der Studie sind die Moore „offensichtlich für Stechimmen von großer Bedeutung, für einige Arten sogar von gesamtstaatlicher Bedeutung.“

Wertvoller Lebensraum mit bewegter Geschichte

Herausragend ist etwa der Fund von Vechts Bartwegwespe (Dipogon vechti). Diese Art braucht zum Überleben Wälder mit hohem Totholzbestand und erbeutet Spinnen. In Deutschland ist sie sehr selten, in Brandenburg galt sie bislang als verschollen. Auch der Dunkle Fliegenjäger (Ectemnius rugifer) ist eine echte Rarität: In Brandenburg wurde er zuletzt 1987 gefunden, deutschlandweit gilt er als vom Aussterben bedroht.

Beide Arten brauchen zum Überleben alte und ursprüngliche Wälder und Moore, wie sie in der Region über Jahrtausende existierten. Doch mit der Senkung des Grundwassers für den Bergbau ab den 1970er Jahren wurden die Moore von Wanninchen über Jahrzehnte hinweg stark geschädigt. Erst seit dem Erwerb durch die Heinz Sielmann Stiftung im Jahr 2000 können sich die insgesamt 270 Hektar großen Flächen, namentlich das Bergen-Weißacker Moor, Brandteichmoor und Grünswalder Moor, wieder erholen.

Weitere seltene Funde zu erwarten

Dass ausgerechnet hier für ausgestorben gehaltene Reliktarten wiedergefunden wurden, war eigentlich nicht zu erwarten und hat auch den Experten Christoph Saure überrascht.„Diese Arten müssen jahrzehntelang unbemerkt und zurückgezogen überlebt haben“, sagt Saure: „Dass wir sie nun finden konnten, zeigt, dass ihre Zahlen zugenommen haben müssen. Das ist vor allem dem Erhalt der Moore durch die Heinz Sielmann Stiftung zu verdanken.“

Für die Zukunft erwartet er noch weitere interessante Funde: „Wir haben für diese Studie nur reduzierte Methoden angewendet. Die Befunde zeigen jetzt schon, dass man bei mehr Aufwand mit weiteren bemerkenswerten Arten rechnen kann.“

Vielfältiges Mosaik von Lebensräumen

„Studien wie diese zeigen den hohen ökologischen Wert der hier vorhandenen Lebensräume“, sagt Ralf Donat, Leiter von Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen: „Der Artenreichtum in den Mooren entsteht auch, weil hier viele unterschiedliche Lebensräume direkt angrenzen.“ Einige bedrohte Arten, die in der Studie festgestellt wurden, profitieren demnach von den offenen Flächen, die die Moore bieten. Zu ihnen zählen auch Arten, die gar nicht direkt auf Feuchtgebiete angewiesen sind.

Ein Beispiel ist die in Brandenburg stark gefährdete Heidehummel (Bombus jonellus) oder die auf der Vorwarnliste für bedrohte Arten geführte Heidekraut-Seidenbiene (Colletes succinctus). Auch die Schwärzliche Wespenbiene (Nomada furva) ist so ein besonderer Fall. Sie parasitiert Bienen, die offene, blütenreiche Landschaften bevorzugen. Zuletzt wurde die Art 1986 in Brandenburg registriert. Zwar kommt sie in manchen anderen Bundesländern vor, gilt dort jedoch stets mindestens als stark gefährdet.

Verblüffende Funde auch in anderen Tiergruppen

„Eine solche Artenvielfalt und vor allem die Funde hochangepasster Spezialisten zeigen, dass es vor 25 Jahren richtig und wichtig war, die Flächen der Moore von Wanninchen zu erwerben“, sagt Donat. „Wir können hier die Landschaft dabei beobachten, wie sie sich von den gravierenden Einwirkungen der vergangenen Jahrzehnte erholt und immer mehr Wert für die Natur erhält.“

Auch in anderen Tiergruppen zeigte sich bereits, dass die Moore von Wanninchen ökologische Schätze bergen. Im gleichen Untersuchungszeitraum wurde auch eine besondere Artengemeinschaft von Schwebfliegen festgestellt. Im vergangenen Jahr wurde ein außergewöhnlicher Spinnenfund gemacht: Das Feder-Zwergstachelbein galt bis dato in Brandenburg als verschollen.

 

Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen und lädt aus diesem Anlass am 14. und 15. Juni zum großen Jubiläums-Wochenende nach Wanninchen ein. Interessierte erwartet ein reichhaltiges Informationsprogramm und Ausstellungen.

Mehr über Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen erfahren Sie hier.

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